Sources/Lexikon/Modalanalyse

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Die Eigenfrequenzen und deren Eigenschwingungsformen reichen meist vollständig aus, um das charakteristische Verhalten von schwingungsfähigen, linearen  Systemen zu erfassen. Eine Stimmgabel z.B. schwingt hauptsächlich mit 440 Hz - dem Kammerton "a" - und dient damit als Referenz beim Stimmen von Musikinstrumenten. Musikinstrumente, Getriebe und die Oberfläche von Flugzeug-Triebwerken haben ähnliche Schwingungs-Charakteristika, die maßgeblich Ihre strukturellen Belastungen und Schall-Emission steuern.

Eigenwert und Eigenform

Die Modalanalyse ist ein mathematisches Werkzeug zur Schwingungsanalyse, zur Ermittlung der charakteristischen modalen Parameter

  • Eigenfrequenz und
  • Eigenschwingungsform.

Ausgangspunkt sind meist N lineare Bewegungsgleichungen 2-ter Ordnung eines technischen Systems der Mechanik. Wir schreiben Sie in Matrix-Form

M__Q¨_+B__Q˙_+K__Q_=P_(t)

mit

Q_(t)=(q1(t)q1(t)qN(t)).

Die Modalanalyse liefert nun den Anteil der Lösung der homogenen Bewegungsgleichung, also von  

M__Q¨_+B__Q˙_+K__Q_=0_

mit dem Ansatz

Q_(t)=Q_^eλt.

Nach dem Einsetzen und Herauskürzen von eλt aus der Bewegungsgleichung taucht die Zeit t nicht mehr in dem homogenen Gleichungssystem auf:

(λ2M__+λB__+K__)=:A__(λ)Q^_=0_.

Aus dem System von Bewegungsdifferentialgleichungen ist das System linearer, gewöhnlicher, homogener Gleichungen

A__Q^_=0_

geworden. Wir brauchen also nur noch die λ's zu bestimmen, für die das homogene Gleichungssystem eine nicht-triviale (von Null verschiedene) Lösung Q^_ hat. Davon gibt es genau N Stück.

Tipp:
Die Matrix A ist für die berechneten Eigenwerte singulär. Das heißt: wir haben nur N-1 unabhängige Gleichungen zur Bestimmung der N Komponenten des Eigenvektors. 

Ist also

Q^_k

ein Eigenvektor, dann ist es auch

CQ^_k.

Oft nutzt man diese Freiheit, um eine zusätzliche Bedingung einzuführen, nämlich

||Q^_k||=1,
der Eigenvektor ist dann ein Einheits-Eigenvektor.

Die Kombination aus dem Quadrat des Eigenwerts (→ Eigenfrequenz) und zugeordnetem Eigenvektor (→ Schwingungsform)

(λn2,Q^n),n=1,,N

heißt Eigenlösung (vgl. Eigenwertanalyse).


Die Gesamtlösung setzen wir aus den Eigenlösungen zusammen mit

Q(t)=kQk(t)

und

Q_k(t)=Q_^keλkt.

Wenn keine gyroskopischen Terme (wie z.B. in FEC1) auftreten, sind die System-Matrizen symmetrisch, dann gilt

M__=M__T, B__=B__T, K__=K__T.

Diese Symmetrie werden wir ausnutzen!

Eigenschwingungsformen sind orthogonal zueinander

Was das heißt, können wir besonders einfach zeigen, wenn wir zuerst ohne viskose Dämpfung, also mit

B__=0__

arbeiten. Dann nämlich sind die Eigenlösung reell! Die Eigenlösung können wir nun als

(Λn,Q^n),n=1,,N mit Λn=λn2,λn=jω0,n,j=1

abkürzen. Einsetzten der Eigenlösungen in die homogene Bewegungsgleichung - jeweils einmal für die Lösung n=k und n=l - liefert zwei Gleichungssysteme, die wir mit den Eigenvektoren der jeweils anderen Lösung (rot) durchmultiplizieren.

ΛkQ^_lTM__Q^_k+Q^_lTK__Q^_k=0ΛlQ^_kTM__Q^_l+Q^_kTK__Q^_l=0

Jetzt transponieren wir die zweite Zeile und führen die Transposition jeweils auf die Matrix-Ebene zurück, z.B. so:

(Q^kT_K__Q^_l)T=Q^_lTK__TQ^k_

Die beiden Zeilen oben subtrahieren wir nun von einander und finden wegen

K__T=K__ und M__T=M__

die Aussage

(ΛkΛl)Q^_lTM__Q^_k=0.

Dann ist also

  1.  für k=l:(ΛkΛl)=0 und 
  2.  für kl:Q^_lTM__Q^_k=0 und damit übrigens auch Q^_lTK__Q^_k=0

Die Aussage von 2. ist: Die Eigenvektoren zu zwei verschiedenen Eigenwerten sind im Sinne des Skalarprodukts

Q^_lTM__Q^_k=0

orthogonal. Das heißt auch, dass die Eigenvektoren nur dann zueinander selbst orthogonal sind, wenn die Massenmatrix proportional zur Einheitsmatrix ist.

Die Modalmatrix

Die N Eigenlösungen können wir in Matrixform schrieben - und damit die Transformation in Modalkoordinaten vorbereiten.

Dazu definieren wir die Modalmatrix

Q^__=(Q^_1,Q^_2,,Q^_N)=(q^11q^1Nq^N1q^NN)

und die Diagonalmatrix der Eigenwerte

Λ__=diag(λ1,λ2,,λN)=(λ100λN).


Diagonalisierung der Systemmatrizen und Transformation auf Modalkoordinaten

Die Eigenlösungen können wir nun so zusammenfassen:

Λ__Q^__𝐓M__Q^__+Q^__TK__Q^__=0_.

Wegen der Orthogonalität der Eigenvektoren ist

Q^__TM__Q^__=(m~100m~N)=diag(m~k) und Q^__TK__Q^__=(k~100k~N)=diag(k~k).

Wir definieren

M~__:=diag(m~k) und K~__:=diag(k~k),

Und wir nennen

m~kmodale Masse undk~kmodale Steifigkeit..

Statt einem System gekoppelter, linearer Differentialgleichungen erhalten wir mit

M~__P¨_+K~__P_=0_

N einzelne, entkoppelte Bewegungsgleichungen

m~kp¨k+k~kpk=0

für

Q_k(t)=Q^_kpk(t).

Schauen Sie sich dazu noch einmal den Tipp zur Unbestimmtheit der Eigenvektoren oben an!

Das generalisierte Eigenwertproblem

Für das generalisierte Eigenwertproblem (B__0__) findet man zunächst keine Standard-Implementierungen zur Lösung unserer Bewegungsgleichungen 2. Ordnung. Matlab bietet die Routine

[V,D,W] = eig(A,B)

zur Lösung von

A__U^_=λB__U^_,

wir müssen also unser System passend umschreiben.

Zentrales Merkmal der Matlab-Routine ist dabei, dass der Eigenwert λ einfach auftaucht, wir also unser System von Bewegungsgleichungen 2. Ordnung auf ein System 1. Ordnung transformieren müssen. Das gelingt mit dem Ansatz

R_=Q˙_ (oder M__R_=Q˙_)

und wir erhalten

(M__0__0__1__)B__(R˙_(t)Q˙_(t))U(t)˙_+(B__K__1__0__)A__(R_(t)Q_(t))U(t)__=0_

Mit dem Ansatz

U_(t)=U^_eλt

überführen wir dann unsere Bewegungsgleichungen in die Form, die wir in Matlab angesteuert haben.

Im Allgemeinen sind die Eigenwerte λi komplexwertig - und damit auch das U^_. Wir nehmen dann nur den Realteil der Lösung, also

U_(t)=(U^_eλt).

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