Gelöste Aufgaben/FEC0

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Aufgabenstellung

Die schnelle Rotation von Körpern auf Wellen wie z.B. bei Turboladern oder Turbinen führt auf Bewegungsgleichungen, die auch im linearisierten Fall Komponenten der Kreiseldynamik (vgl. GYRO) besitzen.


Rotor in fliegender Lagerung

Gesucht sind die Bewegungsgleichungen für einen starren Rotor auf einer masselosen, elastischen Welle. Die Welle dreht sich mit der Drehzahl Ω. Dabei sollen zunächst die linearisierten Bewegungsgleichungen des Systems angeschrieben werden und dessen Eigenwerte für den Idealfall des ausgewuchteten Rotors berechnet werden.


Einige wichtige Systemparameter sind

freie Länge des Welle
m Masse des Rotors
R max. Rotor-Radius
EI Biegesteifigkeit der Welle

Lösung mit Maxima

Beim Aufstellen der Bewegungsgleichung von drehenden Körpern geht man oft vom Drall L (Moment of Momentum), beschreiben als das Skalarprodukt aus Trägheitstensor mal Winkelgeschwindigkeit aus:

L=Jω.

Dass es - aus meiner Sicht - auch schlanker und intuitiver mit dem Prinzip von d'Alembert geht, zeigen wir hier.

Wir arbeiten mit Maxima.

Maxima brauchen wir dabei zunächst zum Aufstellen der Bewegungsgleichungen, deren Elemente wir dann auf die Komponenten des Drallsatzes zurückführen können. Für den Fall des gewuchteten Rotors (sein Schwerpunkt liegt auf der Rotationsachse und die Deviationsmoments des Trägheitstensors verschwinden) führen wir eine Eigenwertanalyse des Systems für verschiedene Drehzahlen durch - dafür machen wir die Bewegungsgleichungen dimensionslos.

Header

Wir leiten die Bewegungsgleichungen des Systems mit dem Prinzip der virtuellen Verrückungen her. Für die masselose Welle (shaft) ist das einfach, für die Trägheitskräfte des Rotors nutzen wir das Prinzip von d'Alembert, um dessen Tägheitskräfte zu erfassen.

Für die Modalanalyse der linearisierten Bewegungsgleichungen benötigen wir dann etwas mehr, als die Fähigkeiten eines Computer-Algebra-Systems wie Maxima. Hierfür nutzen wir eine bewährte Bibliotheken wie die LaPack - auf die wir aus Maxima heraus zugreifen können.




Declarations

Wir brauchen zunächst einen Ortsvektor rP zu einem Massepunkt des Rotors. Dafür nutzen wir die Transformationsmatrizen der Euler-Rotation, also die Drehmatrizen, die unser inertiales Koordinatensystem

e_0:=(e0xe0ye0z)

in das Wellen-feste Koordinatensystem e_s durch eine Drehung um Ω t bzgl. der "x"- oder "1"-Achse überführt:

e_S:=D__1(Ωt)e_0.
Koordinaten des Welle-Rotor-Koppelpunktes V(t) und W(t).

Der Ortsvektor des Koppelpunktes von Rotor und Welle ist dann in unserem inertialen Koordinatensystem

rP,0=(,V(t),W(t))e_S

mit den Koordinaten des Durchstoßpunktes V(t) und W(t) und der freien Länge der Welle . Von rP,0 kommen wir zu einem beliebigen Punkt (x,y,z) auf dem Rotor mit dem Rotor-festen Koordinatensystems

e_R:=D__2(Φ(t))D__3(Ψ(t))D__1(Ωt)e_0,

in das die Kippwinkel Ψ(t) bzgl. der "z"-Achse und Φ(t) bzgl. der y-Achse eingehen. Damit ist

rP:=rP,0+(x,y,z))e_R.
Koordinaten des Rotor-Auslenkung und Kippung W(t), Φ(t)

Wir drehen hier bzgl. der y-Achse um -Φ(t), damit wir die Beziehen der klassischen Euler-Bernoulli-Biegetheorie (hier: w()=Φ) nutzen können. Die Koordinaten des Rotors sind damit

Q_:=(V(t)Ψ(t)W(t)Φ(t)).

Da wir uns nur für die linearisierte Form der Bewegungsgleichungen des starren Rotors interessieren, können wir gleich die linearisierten Drehmatrizen D__L,i(.) in Maxima nutzen.




Equations of Motion

Bei der Herleitung der Bewegungsgleichungen aus dem Prinzip der virtuellen Verrückungen benötigen wir für die Gleichgewichtsbedingungen

δW=δWaδΠ=!0.

die virtuelle Arbeit der d'Alembertschen Trägeheitskräfte δWa und die virtuelle Formänderungsenergie δΠ.

Dabei kommt

δWa=mδrr¨P(t)dm

aus dem Integral über alle Massepunkte des Rotors. Wir finden durch Vereinfachen und Umsortieren

δWa=δQTmM~__Q¨_+G~__Q˙_+E~__Q_B~_(t)dm.

So steht jetzt z.B. in der Massenmatrix

M~__=(1x00xy2+x20yz001x0yzxz2+x2),

über deren Elemente wir die Integration über die Masse m ausführen müssen. Hier greifen jetzt die Definitionen für den Schwerpunkt eines Körper (z.B. YS) und für die Massemeomente 2-ten Grades, so dass wir mit folgenden Abkürzungen arbeiten können

m1dm=mmy2+z2dm=+Jxxmx2+z2dm=+Jyymx2+y2dm=+Jzzmxydm=Jxymyzdm=Jyzmxzdm=Jxzmx2dm=Θ=12(Jyy+JzzJxx)mxdm=XSmmydm=YSmmzdm=ZSm

Für die virtuelle Formänderungsenergie setzen wir mit den tabellierten Lösungen für den Kragballken und dem Blaken unter Endmoment bei einer Biegung um die y-Achse

δΠy=δΦ(4EIΦ(t)6EI2W(t))+δW(12EI3W(t)6EI2Φ(t))

an. Die gleichen Anteile finden wir natürlich dann bzgl. der Biegung um die z-Achse.

Einsetzen in die Gleichgewichtsbeziehungen liefert den Ausdruck

M__Q¨_+G__Q˙_+E__Q_+K__Q_=B_(t)

mit

M__=(mXSm00XSmJzz0Jyz00mXSm0JyzXSmJyy)
G__=2Ω(00mXSm00XSmΘmXSm00XSmΘ00)
E__=Ω2(mXSm00XSmΘm0000mXSm00XSmΘ)
K__=(12EI36EI2006EI24EI000012EI36EI2006EI24EI)
B_=(YSmΩ2JxyΩ2ZSmΩ2JxzΩ2)

Die Koeffizienten Θ nehmen hier eine Sonderstellung ein - und ich verstehe nicht, was sie dort "machen". Eine Idee? 📧




Rewrite as Dimensionless Equations of Motion

Für die Modalanalyse können wir die Anzahl der Systemparameter reduzieren, indem wir die Bewegungsgleichungen auf eine dimensionslose Schreibweise umstellen. Dafür ersetzen wir Koordinaten und Größen in den Bewegungsgleichung nach dieser Vorlage:

t=τω0ω02=k/mk=EI12*3V(t)=Rv(τ)W(t)=Rw(τ)Ψ(t)=Rψ(τ)Φ(t)=Rϕ(τ)XS=RξSYS=RηSZS=RζSJyy=(Rρyy)2mJzz=(Rρzz)2mΘ=(Rρxx)2m(!)

Mit diesen neuen Größen und Abkürzungen können wir unsere Bewegungsgleichungen durch "ω02R2m" teilen und erhalten mit

q_:=(v(τ)ψ(τ)w(τ)ϕ(τ))

die Bewegungsgleichungen

M__q_+G__q_+(E__+K__)q_=B_

mit

ddτ(q)=:q

sowie den neuen Systemmatrizen

M__=(1ξS00ξSρzz20ρyz2001ξS0ρyz2ξSρyy2)
G__=2λ(001ξS00ξSρxx21ξS00ξSρxx200)
E__=λ2(1ξS00ξSρxx200001ξS00ξSρxx2)
K__=(1κ200κ2κ2300001κ200κ2κ23)
B__=λ2(ηSρxy2ζSρxz2)




Solving

Wir interessieren uns bei einer Modalanalyse nur für Lösungen ohne Zwangserregung B_, also für ηS=0, ζS=0, ρxy=0 und ρxy=0.

Mit dem Ansatz

q_(τ)=q^_eΛτ

suchen wir also nach Lösungen von

Λ2M__+ΛG__+(E__+K__)=0_

Für numerische Löser muss das Problem allerdings fast immer als

ΛB__+A__=0_

formuliert sein. Wir schaffen die Anbindung mit dem Trick

r_=(qp) und p=q

Dann ist

B__=(M__0__0__1__)

und

A__=(G__E__+K__1__0__)

Für die restlichen dimensionslosen Parameter in den Matrizen wählen wir nun geschätzte Werte - eine Berechnung der wirklichen Werte würde man wohl eher einem CAD oder FEM-Programm überlassen ....

κ=0.2ξS=0.1ρxx=0.15 Achtung: es muss gelten ρxx>ξSρyy=ρzz (Rotationssymmetrie!)ρzz=0.2




Postprocessing

Die Auftragung der Eigenwerte über der Drehzahl λ zeigt nun für λ > 4.5 auch instabile Lösungen - also Bewegungen mit exponentiellem Wachstum der Amplituden der Lösungen.

Dimensionslose Eigenwerte (Real- und Imaginärteil) aufgetragen über die dimensionslose Drehzahl λ.

Und jetzt?

... wäre es natürlich spannend, sich die Eigenformen zu den Eigenwerten anzuschauen - insbesondere für die Eigenwerte, bei denen Re(Λ)>0 ist.





Links

Literature

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