Gelöste Aufgaben/Kw27

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Aufgabenstellung

Scheibenwischer können auf einer Windschutzscheibe laute "Rubbel"-Geräusche erzeugen - eine Bewegung, die sich selbsterregt aus dem Zusammenspiel eines schwingungsfähigen Systems und einer Reibkennlinie ergibt.

Scheibenwischer-"Rubbeln"

Für ein einfaches Ersatz-System modellieren wir den Wischer-Arm als zwei parallele, masselose Blatt-Federn (Euler-Bernoulli-Balken mit Biegesteifigkeit jeweils EI1 und EI2 bzgl der Auslenkung senkrecht zur Scheibe und tangential dazu) und idealisieren das Wischerblatt durch eine Punktmasse (Masse m). Zwischen der Lippe des Scheibenwischers und der Windschutzscheibe wirkt eine Tangentialkraft aus trockener Reibung (μ, μ0).


Wischerblatt auf Scheibe.

Gesucht ist die selbsterregte Schwingung des Wischerblatts beim "Rubbeln" auf der Windschutzscheibe. Simulieren Sie dazu "Stick-Slip"-Schwingungen des Systems.


Lösung mit Maxima

Lorem Ipsum ....

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"Stick-Slip" Schwingungen sind klassische selbsterregte Schwingungen. Selbsterrung heißt: das System lenkt den Energiefluss im System so, dass Schwingungen "aus sich heraus" angeregt werden. Charakteristisch für "Stick-Slip" Schwingungen ist, dass zwei Körper zeitweise aneinander haften, auseinander gerissen werden und dann aneinander reiben - bis sie wieder aneinander haften.

Header

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Lageplan

Im Zentrum dieser Aufgabe steht die Kennlinie (engl.: Characteristic), die den Zusammenhang zwischen Tangentialkräft (Haftkraft, Reibkraft), Normalkraft und Relativgeschwindigkeit zwischen Wischer-Lippe und Windschutzscheibe erfasst.

Trockene Reibung im Modell beschreibt man mit zwei System-Parametern:

  • dem Reibungskoeffizient μ und
  • dem Haftungskoeffizient μ0.

und es gilt

  • 'μ0' >μ.

Wir arbeiten mit dem Ersatz-System rechts:

Declarations

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Reibkennlinie

Die Kennlinie für die Reibkraft

R=Nμ(vr)

kopieren wir mit der Funktion für den den Reibungskoeffizienten

μ(vr) in Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit vr

aus Abschnitt Reibkennlinie stückweise mit Polynomen 2ten und 3ten Grades zu

μ(vr)={+μ für +1<ν16μ0(1μ1μ0)ν336μ0(1μ1μ0)ν2+24μ0(1μ1μ0)ν+5μ14μ0 für +12<ν<=+14μ0(νν2) für 0<ν<=+12und punktsymmetrisch sonst

Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit) und sie enthält den Sonderfall "Haften" für

ϵ<vr<+ϵ

Friction Characteristic

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Zwei Gleichgewichtsbedingungen brauchen wir:

  1. für die Normalkraft N und
  2. die Bewegungsgleichung der Masse m.
Normalkraft N

Die Normalkraft N erhalten wir aus den Standard-Lösungen bzw. deren Ersatzfeder-Steifigkeiten für den Euler-Bernoulli-Balken zu

N=212EI13a

.

Koordinaten

Für die Bewegungsgleichung des Systems wählen wir als Koordinaten die elastische Verformung des Wischer-Arms in B, positiv in Richtung der Drehbewegung. Wir gehen davon aus, dass der Wischer in A mit der konstanten Geschwindigkeit Ω gedreht wird, die Punktmasse m also den Weg

s(t)=Ωt+u(t)

zurücklegt.  

Kräftegleichgewicht

Aus dem Kräftegleichgewicht an der Masse schreiben wir (mit dem Prinzip von d'Alembert)

mu¨+F2+R=0

an.

Die Kennlinie für die Reibkraft R haben wir dafür oben schon festgelegt.

Die Rückstellkraft F2 der beiden Blattfedern ist

F2:=ku

mit

k=23EI23.

Dimensionslos machen wir die Bewegungsgleichung mit

  • der Referenzzeit T aus der Eigenkreisfrequenz des Wischerblattes ohne Reibung zu

ω0=2π/T=k/m mit der Eigenkreisfrequenz ω0 des frei schwingenden Körpers (R=0) und

  • der Referenz-Länge .

Dann ist die dimensionslose Auslenkung U = u/ℓ und die dimensionslose Zeit τ = t/T. Entsprechend gilt auch

ddt(.)=1Tddτ(.)

Einsetzten liefert die Bewegungsgleichung

d2Udτ2+4π2U+16π2αγμ(vr)=0

mit

α=a,γ=EI1EI2.

Equilibrium Conditions

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Für die numerische Lösung transformieren wir auf eine Differentialgleichung erster Ordnung

dUdτ=V,dVdτ=4π2(U+4αγμ(vr))

die wir als Anfangswertproblem

q˙_=f_(q_)

mit

q_=(UV)

lösen. Als Anfangsbedingungen wählen wir zwei aus, nämlich

q_0,1=(00) und q_0,2=(0π50).

Als zweite Anfangsbedingung haben wir dabei das V so gewählt, dass die Relativgeschwindigkeit zwischen Lippe und Scheibe gerade Null ist, also

Ω+u˙=0

gilt.

Solving

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Für die zwei Anfangsbedingungen finden wir diese Auslenkungen U(τ):


Phasendiagramm

Unabhängig von den Anfangsbedingungen läuft das System sofort in die "Stick-Slip" Schwingung hinein.

Hier erkennt man gut, wie die Lippe am der Scheibe haften bleibt - für V=-π/50 sind Band und Körper-Geschwindigkeit gleich.


Post-Processing

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Problem gelöst?:
Das Modell ist so einfach, dass man schnell den Einfluss von Steifigkeiten (was passiert, wenn ich die Eigenfrequenz des Systems erhöhe?) herausspielen kann. Das ist gut.
Wischer-Blatt im Schnitt
Es ist aber auch so einfach, dass zentrale Charakteristika nicht erfasst werden. So sieht ein Wischer-Blatt im Schnitt ungefähr so aus.

Es legt sich im Betrieb seitlich auf die Windschutzscheibe, Außerdem sind die Wischer-Arme in der Regel keine geraden "Biegebalken", so dass sie sich bei Vor- und Rückbewegung anders verhalten. Auch vermute ich, dass eine Bewegung senkrecht zur Windschutzscheibe eine Rolle spielt: die Lippe "klopft" vermutlich auf die Scheibe.

Trotzdem würde man so anfangen: ein ganz einfaches Modell für den Einstieg, das man dann weiter entwickelt.



Links

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