Sources/Anleitungen/Die Prinzipien der Mechanik: Unterschied zwischen den Versionen

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===1 Das Prinzip der virtuellen Arbeiten als allgemeines Grundgesetz der Statik===
===1 Das Prinzip der virtuellen Arbeiten als allgemeines Grundgesetz der Statik===


====1.1 Einleitende Bemerkungen und der Begriff der virtuellen Verrüekung ====
====1.1 Einleitende Bemerkungen und der Begriff der virtuellen Verrückung ====


Die Kopplung des Prinzips mit dem Arbeitsbegriff bringt schon zum Ausdruck, daß man auch in der Statik, wie in der Physik durch das Prinzip der Erhaltung der Energie [<span style="text-transform: uppercase;">R. Meyer</span> (1814-1878)], zu einem obersten einheitlichen Gesetz kommt, wenn man vom Energiebegriff, insbesondere von der bei einer Verschiebung geleisteten mechanischen Arbeit, ausgeht. Solche Bestrebungen und Versuche sind alt:
Die Kopplung des Prinzips mit dem Arbeitsbegriff bringt schon zum Ausdruck, daß man auch in der Statik, wie in der Physik durch das Prinzip der Erhaltung der Energie [<span style="text-transform: uppercase;">R. Meyer</span> (1814-1878)], zu einem obersten einheitlichen Gesetz kommt, wenn man vom Energiebegriff, insbesondere von der bei einer Verschiebung geleisteten mechanischen Arbeit, ausgeht. Solche Bestrebungen und Versuche sind alt:
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Das aus der Variationsrechnung entliehene Zeichen <math>\delta</math> soll zum Ausdruck bringen, daß es sich um eine gedachte Verschiebung handelt, im Gegensatz zu einer wirklichen, die mit ''d'' bezeichnet und auch aktuelle Verschiebung genannt wird.
Das aus der Variationsrechnung entliehene Zeichen <math>\delta</math> soll zum Ausdruck bringen, daß es sich um eine gedachte Verschiebung handelt, im Gegensatz zu einer wirklichen, die mit ''d'' bezeichnet und auch aktuelle Verschiebung genannt wird.
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Bei dem in Abb. 1.1 skizzierten Zweistab
Bei dem in Abb. 1.1 skizzierten Zweistab

Version vom 4. Oktober 2025, 14:32 Uhr

Dies ist ein Auszug aus dem Buch

  • Szabó, István: Höhere Technische Mechanik, 8. Aufl., Berlin/Heidelberg: Springer 2001

Die Prinzipien der Mechanik.

In diesem Kapitel wird ein einheitlicher Aufbau der gesamten Mechanik gegeben. Dazu werden wir von zwei Axiomen ausgehen, die wir Prinzipien nennen werden. Es wurde schon in der "Einführung in die Technische Mechanik" (Szabó, István: Einführung in die Technische Mechanik, 8. Aufl., Berlin/Heidelberg/New York: Springer 1975, im folgenden als "Einführung" zitiert.) darauf hingewiesen, dass an eine solohe Systematik zweckmaßigerweise erst nach Durchschreiten des historischen Weges gedacht werden sollte, d.h., nachdem die Statik und Dynamik des starren Korpers und die einfachsten Gesetze der festen elastischen Körper aus einigen durch die Erfahrung eingegebenen Axiomen aufgebaut worden sind. Diese Inspiration durch die Erfahrung zu betonen, ist notwendig, denn die oben erwahnten zwei Prinzipien, namlich das der virtueUen Arbeiten und das von d'Alembert, werden uns auf den ersten Blick weder anschaulich notwendig erscheinen, wie etwa die Axiome der Euklidischen Geometrie, noch werden sie durch die Erfahrung eingegeben, wie z. B. die Gleichgewichtsbedingungen fur die Kräfte am starren Körper.

Blicken wir noch einmal auf den Aufbau der Mechanik in der "Einführung" zuruck: Wir begannen mit der Statik des starren Körpers, und nach Einführung der Axiome von der Linienflüchtigkeit des Kraftvektors und vom Kräfteparallelogramm sprachen wir die Gleichgewichtsbedingung am starren Körper (ebenfalls als Axiom) in der Form

j=1nFja=0 und j=1nrj×Fja=0 (*)

aus. Hierbei bedeuten Fja die äußeren Kräfte, d.h. die eingeprägten und die Reaktionskräfte. Aus den aus (*) hervorgehenden 6 Komponentengleichungen konnten im allgemeinen ebenso viele unbekannte Reaktionslastkomponenten ermittelt werden (statisch bestimmtes Problem). Bei mehr Unbekannten muBten die Fiktion des starren Korpers aufgegeben und das elastische Verhalten des Materials berücksichtigt werden (statisch unbestimmte Probleme). Vollig unabhangig von der Statik, wenn auch unter Heranziehung des statischen Kraftbegriffes, wurden anknüpfend an das Neunoneche Gesetz ("Einfuhrung" §2Q Ziff. 1 und 2) die beiden grundlegenden Gesetze der Dynamik (Schwerpunkt und Momentensatz) hergeleitet ("Einführung" §20 Ziff. 3 und 4). Damit begann man jedoch schon die Grenzen der Newtonschen Mechanik zu überschreiten, denn diese wurde eigentlich aus dem Studium der Planetenbewegung heraus, d. h. fur die freie Bewegung eines "Massenpunktes", aufgebaut. Bei den irdischen Bewegungen - und das ist die eigentliche Aufgabe der Technischen Mechanik - hat man es aber im allgemeinen aber mit Massenpunkten noch mit freien Bewegungen, sondern mit gebundenen Bewegungen eines räumlich ausgedehnten Körpers bzw. Körpersystems zu tun, und hier erweist sich die Newtonsche "Mechanik des Massenpunktes" als zu eng. Die Erweiterung des Newtonschen Grundgesetzes auf das Massenelement bedeutet den ersten entscheidenden Schritt zu einem einheitlichen Aufbau der gesamten Mechanik, mit dem die Namen Euler (1707-1783), d'Alembert (1717-1783) und Lagrange (1736-1813) unlöslich verbunden sind. Die von den letzteren ausgesprochenen Gesetze (Prinzipien) finden - im Gegensatz zum Newtonschen Gesetz- auf der Statik, und sie treffen in deren Sinne die gesamte Mechanik umfassende Aussagen als Gleichgewichtsprinzipien. Dementsprechend beginnen wir mit dem Aufbau einer starre- und deformierbare Körper umfassenden Statik.

1 Das Prinzip der virtuellen Arbeiten als allgemeines Grundgesetz der Statik

1.1 Einleitende Bemerkungen und der Begriff der virtuellen Verrückung

Die Kopplung des Prinzips mit dem Arbeitsbegriff bringt schon zum Ausdruck, daß man auch in der Statik, wie in der Physik durch das Prinzip der Erhaltung der Energie [R. Meyer (1814-1878)], zu einem obersten einheitlichen Gesetz kommt, wenn man vom Energiebegriff, insbesondere von der bei einer Verschiebung geleisteten mechanischen Arbeit, ausgeht. Solche Bestrebungen und Versuche sind alt:

Schon bei Aristoteles (384-322 v. Chr.) - bei der Ableitung des Hebelgesetzes - finden sich solche Betrachtungen. Die erste, wenigstens in qualitativer Hinsicht richtige Aussage eines Energieprinzips stammt aus dem Mittelalter von Jordanus Nemorarius (um 1220).

Das Prinzip der virtuellen Arbeiten umfaßt das Prinzip der virtuellen Verrückungen und das Prinzip der virtuellen Kräfte. Mit dem erstgenannten ist der Begriff der virtuellen Verrückung aufs engste verknüpft. Unter einer virtuellen Verrückung oder Verschiebung δr verstehen wir eine

  1. gedachte (also in Wirklichkeit nicht unbedingt eintretende),
  2. differentiell kleine und
  3. mit der geometrischen Konfiguration (Gestalt, Bindungen usw.)

vereinbare Verschiebung. Mit dem Parameter p schreiben wir

δr=rpδp.

Das aus der Variationsrechnung entliehene Zeichen δ soll zum Ausdruck bringen, daß es sich um eine gedachte Verschiebung handelt, im Gegensatz zu einer wirklichen, die mit d bezeichnet und auch aktuelle Verschiebung genannt wird.

Zweischlag


Bei dem in Abb. 1.1 skizzierten Zweistab system ist eine einem (moglichen) Zustand gegeniiber virtuell verscho 1 Zu diesen Fragen, wie auch zur allgemeinen Gcschichte der Mechanik, siehe

SZAB6, 1.: Geschichte der mechanischen Prinzipien und ihrer wichtigsten Anwen

dungen, Birkhauser Verlag Basel und Stuttgart.

2 "Einfiihrung" § 1.4.- 3 Siehe §8.
andreas.baumgart1@haw-hamburg.de

§ 1. Das Prinzip der virtuellen Arbeiten als allgemeines Grundgesetz der Statik. 3

bene Lage, die man im Sinne der Variationsrechnung auch eine variierte
nennt, gestrichelt angedeutet. Die virtuellen Verschiebungen sind also
geometrisch und physikalisch mogliohe Verschiebungen, die man sioh
zeitlos vorzustellen hat und die in Wirklichkeit nicht einzutreten brau

chen. Selbatverstandlieh gehoren die wirk lichen Verschiebungsdifferentiale bei von

der Zeit unabhangigen Bindungen [sklero

nome Systeme) in die Klaase aller mag lichenVerschiebungenl! Bei einem System

starrer Kerper lassen die virtuellen Ver

schiebungen die Gestalt der einzelnen

Kerper unverandert, wahrend ein vir

Abb. 1.1.

tueller Verriickungszustand eines deformierbaren Korpers auch Korper

verformungen zur Folge haben kann. Die differentielle Kleinheit der

virtuellen Verriickungen setzen wir voraus, damit wir bei der Formu

lierung der virtuellen Arbeit die Krafte als unabhsngig von den variier ten Verschiebungen ansehen konnen,

Im Gegensatz hierzu werden beim Prinzip der virtuellen Kralte bei
festgehaltenem Verscbiebungszustand die Krafte variiert; naheree bier

zu siehe §2.4.

2. Das Prinzip der virtuellen Verriickungen fUrein Kdrpersystem, Wir
betrachten ein Volumenelement dV eines Systems, an dem die resultie

rende eingepragte Kraft d Sf{e) angreifen moge (A,bb. 1.2). Bedeutet th

eine dem Kraftangriffspunkt von d St<e) zugeordnete virtuelle Verschie.
bung, so ist die gesamte virtuelle Arbeit der eingepragten Krafte am
System
oNe)= 5dSf<e)br.
(1.2)
Greifen am System nur Einzelkrafte ~~e)
(i = 1, 2, 3, ..., n) an, so hat man
(1.2a)
Nun fordert das Prinzip der virtuellen Ver

riickungen als Axiom: Ein mechanieches

Abb. 1.2.
System beiinde: sich im Gleichgewicht, wenn die Gesamtarbeit der einge

priigten Kriilte liir [ede mogliche virtuelle Verschiebung verschwindet:

bNe) = a.
GemaB (1.2) bzw. (1.2a) gilt also
bAle) = 5 dSf<e) or= 0
bzw.
n
bAle) = ~Sf)e) otj = Q.
j- 1
(1.3)
(1.3a)
1 So ist z, B. ein gegen die Erde abgestiitztes System skJeronom, falls man
die Erde als ruhend ansieht; sonst nicht skleronom [rheonom], Die Worte eklero

nom und rhemunn kommen aus dem Griechischen: 8kkr07tQm = starres Gesetz;

rheonom. = fiieBendes Gesetz.
andreas.baumgart1@haw-hamburg.de

4

I. Die Prinzipien der Mechanik.
1mGegensatz zu denbekanntenGleichgewichtsbed.ingungen am star

ren Korper ("Einfiihrung" §7.3) erscheintdas Prinzip der virtuellenVer riickungen keinesfalls evident,wenn es auch- naoh einigem Vberlegen einer anschaulichen Deutung fahig ist: Die angrei/enden Kra/Ie zeigen

keine Tendenz, da8 Syslem durch Arbeitsleistung in Bewegung zu seizenl
Damit ist freilich nichts bewiesen, und eines solchen Beweises ist das
Prinzip der virtuellen Verrueknngen als Axiom weder fahig noch be

diirftig: Es muB seine nachtragliche Rechtfertigung in der 'Oberein stimmung mit der Erfahrung finden, und das ist der Fall.

DasPrinzip der virtuellen Verriickungen wird ala ein fiir starre und
deformierbareSysteme giiltiges Axiom postuliert; im erstenFalle (starre
Systeme) haben wir sofort die Moglichkeit, das Prinzip zu "erproben":
Offenbar muB es auf die alten Gleichgewichtsbed.ingungen zuriiek

fiihren. Fiir elastiaoh-deformierbare Systeme wird das Prinzip- wie

wir t\pii.ter sehen werden- neben der Verifikation bekannter Er

gebnisse neue Moglichkeiten fUr die Elastizitii.tstheorie eroffnen.

Bevor wir das Prinzip der virtuellen Verriickungen auf einen starren
Korper bzw. auf ein System aus starren Korpern anwenden, noch eine
grundsii.tzliche Bemerkung: In den GIn. (1.3) bzw. (1.3a) erscheinen
nur die eingeprii.gten, nicht aber die Reakticnakrsfte, obwohl gerade
die Bestimmung der letzteren im Hinblick auf die zu erwartende
Besnspruehung des Systems eine wesentliche Aufgabe der Statik ist!
Hierzu ist folgendes zu sagen: Zunaohst, ist es selbatverstandlich, daB
die Reaktionskrii.fte in der mathematischen Fassung des Prinzips nicht
erseheinen konnen; da die Bindungen, in denen diese Krafte wirken,
unverschieblich sind, konnen von den Reaktionskrii.ften auoh keine
Arbeiten geleistet werden. Die Moglichkeit, mit Hilfe des Prinzips der
virtuellen Verriickungen die fUr das Gleichgewicht erforderlichenReak

tionakrafte zu ermitteln, liegt in dem soge nannten Be/reiungsprinzip von LAGRANGE:

Man denke die starren (geometrischen)
Bindungen durch nachgiebige (physika

lische) erseizi, wodurch aus den Reaktions kra/ten eingepriigte Kra/Ie werden, die nun mehr nach dem Prinzip der virtuellen

o
Verriickungen ermittelt werden konnen.
Diese Umwandlung istder fiir uns wesent

Abb. 1.S.

liche Inhalt des Befreiungsprinsipst.
Nun zeigen wir, wie das Prinzip der virtuellen Verriickungen fUr den starren
Kerper bzw. filr starre Systerne auf die wohlbekannten Gleichgewichtsbedingungen
filhrt. Zunichst sei an die Eulersche Formel (..Einfilhrung" §19.7) erinnert, nach
der eine .differentiell kleine Verschiebung 61'j des Punktes Pj eines starren Korpers
sich zusarnrnensetzen liBt aus der Translation 61'p eines korperfesten Punktes F
und aus einer Drehung urn eine durch F gehende Achse mit dem Einheitsvektor ttl
(Abb. 1.3):
.
1 HAMEL, G.: Theoretische Mechanik S. 73ft. Berlin/Gottingen/Heidelberg;
Springer 1949.
andreas.baumgart1@haw-hamburg.de

§ 1. Das Prinzip der virtuellen Arbeiten als allgemeines Grundgesetz der Statik. 5

Hierbei ist dr:p die Winkeldrehung urn die durch ttl festgelegte Achse. Damit Hefert
(1.2a) fOr die virtutIle Arbeit
..
..
MI,I = (dr,-dr:pttl X IF) 1: R~') + 1: (dr:p ttl X rl)Sr~')
I-I
;-1
oder, wenn man im letzten GHed die fOr Spatprodukte gOltige Regel! (~X!8)(i
=~ (18 X(i) beriicksichtigt,
..
MW= (dr,- dr:p ttl X r, ) ml,1+dr:pttl 1:r, X R~')
= (dtp .... dr:pttl X t,) mw + dr:pttl IDllel,
i-I
..
..
I
(1.4)
wobei ml,l = 1: ~~,) die resultierende Kraft und IDlW= 1: r, X ~~,) das auf den
i-I I
i-I
I
raumfesten Nullpunkt bezogene Moment aller eingeprii.gten Krifte bedeuten.
Fiir den freim starre» Kiirper sind dtp und dr:p ttl beliebige differentielle Ande

rungen, so daB aus (1.30.) und (1.4)

mlel = 0,
IDlw = 0
(1.5)
gefolgert werden konnen, wahrend wir als Gleichgewichtsbedingungen in der
Statik
mcal = O.
9J1(a' = 0
(1.6)
erhalten haben. Bei (1.5) bzw. (1.6) ist zu bedenken, daBdie Einteilung der Krafte2
in eingepriigte und Realctian8lcriifte bzw. in inmre und Q:upere Kriifte sich keinea

·falls zu decken braucht: Es kann sowohl ii.uBere wie innere eingepragte Krafte

als auch auBere und innere Reaktionskrafte geben; freilich brauchen sie nicht
alle in einem System zugleich aufzutreten; so gibt es z, B. beim freien starren
Korper keine auBeren Reaktionskrafte und keine inneren eingepragten Krafte, so
daB die Gin. (1.5) und (1.6) identiseh werden; auch fur den gebundenen starren
Kerper ist dieses sofort einzusehen, wenn man bedenkt, daB naeh dem Befreiungs

prinzip die Reaktlonskrafte zu eingepragten werden,

Damit ist gezeigt, dall das Prinzip der virtuellen Verriickungen die
friiheren Gleichgewichtsbedingungen als Spezialfall enthii.lt, aber es
leistet noch weit mehr, wenn wir seine Giiltigkeit, wie schon erwii.hnt,
auoh fur deformierbare Kiirper postulieren, bei denen im Zusammen

hang mit einer virtuellen Verriickung auch gegenseitige (relative) Ver schiebnngen der Korperpunkte denkbar sind. In diesem Falle besagt

das Prinzip, daB die Summe der virtuellen Arbeiten der auBeren ein

gepragten Krafte <5~e) und die der inneren <5~e) verschwindet:

lJ A(') = lJ ~e) + <5A~e) = O.
(1.7)
Spezialisieren wir dieses Prinzip auf elastisch deformierbare Korper und
bezeichnen die Arbeit, die der elastischeKorpe» bei seiner Entspannung zu
leisten vermag, mit W bzw. <5W, so ist offenbar lJAi e) =-lJW, so daBaus
(1.7) mit lJ~e)= <5A die fur elastische (diimpfungsfreie) Medien3 grund

lJ A = <5 W

leqende Beziehung
hervorgeht.
(1.8)
Das ist aber der sog. "Energiesatz" : Die Arbeit der auperen (ein

gepragten) Krafte bei einer virtuellen Verschiebung ist gleich dem Zuwachs

der sog.Formiinder.ungsarbeit W. Es muB hier besonders betont werden,
daB <5A diejenige sog. "Endwert"-Arbeit der auperen Kriifte ist, die dieee
leisten unlrden, wenn sie tangs der virtuellen Verschiebungenmit ihren leon

I

"Einfiihrung" § 2.8.
2 "Einfiihrung" §3.4.
:I
Bei denen, im Gegensatz etwa zu viskosen Fhlssigkeiten (s. §20 und such
"Einfiihrung" § 25.6), keine .inneren Reibungskrafte auftreten, durch die Ar

beit- irreversibel- in Warme umgewandelt wird..

2
andreas.baumgart1@haw-hamburg.de

6

I. Die Prinzipien der Mechanik.
stamen, clem Gleichgewicktszustand entspreckenden WeTten wirkenwiirclen.
Fassen wir dagegen apeziell die ill (1.8) atehendenvirtuellenArbeitenala
wahrend einer- "unendlich langsamen!"- Verformung auftretende
(aktuelle) Arbeitadifferentiale auf, so konnen wir nach Integration iiber
diese, wenn man vom spannungslosen Zuatand ausgeht,
S dAa= Aa 

= S dW= W

(1.8a)
schreiben. Bei der zu Aa fiihrenden Integration iat natiirlich die Ab

hii.ngigkeit derKrafte von denDeformationen zu beriickaichtigen. Aa be zeichnet man ala iiufJere Formiinclerungsarbeit (a. a. S. 21£f.); das ist also

die von den iuBeren Kriften wirklick geleistete Arbeit,die mit der (Ge

samt-)Endwertarbeit A, im FaIle der Proportionalitit zwischen iuBeren

Kriften und Versohiebungen, in der Beziehung
steht.2
2Aa = A
(l.8b)
Wirwerden spater sehen, daB das Prinzip der virtuellen Verriickun

gen, auf- im Sinne des Hookeachen Geaetees- elaatiache Kerper an gewandt, nicht nur von friiher her bekannte Resultate liefert, sondern

zu neuen Methoden und Erkenntniaaen fiihrt.
Vorerat soll das Prinzip bei Gleichgewichtaproblemen atarrer Kdrper
"erprobt" werden. Zur praktischen Durchfiihrung soloher Aufgaben iat
grundaii.tzlich folgendes zu aagen: Man wahle ein von den mogliohen
Verachiebungen unabhangiges Koordinatenayatem, beatimme in diesem
Syatem die zu den Kraftangriffapunkten fiihrenden Radiuavektoren ti
und bilde ihre virtuellen Verschiebungen dti- nsoh den Regeln der
Analyaia- ala Differentiale, wodurch die Bildung der virtuellen Arbeit
der eingeprii.gten bzw. der nach dem Befreiungaprinzip zu eingepragten
gewordenen Reaktionakrii.fte gemii.B (1.3a) mdglioh iat. Dann aucht
man- entsprechend der geometriachen Konfiguration des Syatema

Beziehungen zwischen den virtuellen Verschiebungen, ao daB in dem

Auadruck fiir die virtuellen Arbeiten genauao viele voneinander un

abhii.ngigeVerschiebungen (hi iibrigbleiben, wie das Syatem Freiheits grade hat; man kann nun- wegen der Willkiirlichkeit dieser Ver schiebungen dtJ- fordern, daB

y
Abb.l.4.
ihre Koeffizienten fiir sieh ver

achwinden miissen, und das lie fert die gesuchten Gleichge wichtsbedingungendesSystems.

3. Belsplele nnd Anwendnn

gen.

a)
Die doppelschiefe
Ebene. Zwei auf je einer sehlefen
Ebene verschiebbare Kerper G1 und
Gz sind mit einem uber eine Rolle
gefilhrten Faden von der Linge
II + lz= l verbunden. Manermittle
die Bedingung fur das Gleichgewicht
(Abb. 1.4). Sehen wir von der Re