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und
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::<math>\underline{P} =  
::<math>\underline{P} = A_H \cdot
\left(\begin{array}{c}
\left(\begin{array}{c}
  -B_z\\
  0\\
  +b B_x\\
    0\\
1\\
0\\
R_1\\
0\\
0
      \end{array}\right)
+
\left(\begin{array}{c}
  - B_z\\
    b B_x\\
B_z\\
B_z\\
0\\
0\\
0\\
0\\
r_2 B_x \sin(\psi)-r_2 B_z \cos(\psi)\\
r_2 B_x \sin(\psi)-r_2 B_z \cos(\psi)\\
0\end{array}\right)</math>.
0
      \end{array}\right)
</math>.


Übrigens: in <math>\underline{P}</math> stehen nur die Komponenten der Bremskraft - und diese sind nur noch von den Zeitableitungen der Koordinaten abhängig, nachdem wir kleine Terme vernachlässigt haben.
Übrigens: in <math>\underline{P}</math> stehen nur die Komponenten der Brems- und Kontaktkraft - und diese sind nur noch von den Zeitableitungen der Koordinaten abhängig, nachdem wir kleine Terme vernachlässigt haben.
Also ist <math>\underline{P} = \underline{P}\left(\underline{\dot{Q}}\right)</math>.
Also ist <math>\underline{P} = \underline{P}\left(\underline{\dot{Q}}\right)</math>.


=== Modell für die numerische Behandlung anpassen ===
=== Modell für die numerische Behandlung anpassen ===


Matlab(R) - und viele andere Numerik-Pakete - lösen das Anfangswertproblem mit Routinen, für die Bewegungsgleichungen als Differentialgleichungssystem erster Ordnung vorliegen. Wir machen aus sechs Differentialgleichungen zweiter Ordnung deshalb 12 Differentialgleichungen erster Ordnung:
Matlab® - und viele andere Numerik-Pakete - lösen das Anfangswertproblem mit Routinen, für die Bewegungsgleichungen als Differentialgleichungssystem erster Ordnung vorliegen müssen. Wir machen aus sechs Differentialgleichungen zweiter Ordnung deshalb 12 Differentialgleichungen erster Ordnung:


::<math>\begin{array}{lll}
::<math>\begin{array}{lll}
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\end{array}
\end{array}
</math>
</math>
schreiben werden.  
schreiben.  


Wir führen also die Geschwindigkeiten hier explizit als Zustandsgrößen in die numerische Lösung des Probles ein.
Wir führen also die Geschwindigkeiten hier explizit als Zustandsgrößen in die numerische Lösung des Probles ein.

Version vom 26. März 2025, 17:25 Uhr


Aufgabenstellung

Ein Hersteller von Scheibenbremsbelägen erhält wiederholt Reklamationen, weil Fahrräder beim Bremsen erhebliche Geräusche entwickeln oder die Gabel starke Schwingungen in der Laufradebene ausführt.

Vorderradgabel mit Scheibenbremse.

Gesucht ist ein mathematisches Modell, das die Entstehung von Geräuschen und Schwingungen an einer Vorderradgabel zu erklären hilft.

Wir simulieren dazu das dynamische Verhalten eines Vorderrades beim Bremsen mit Scheibenbremse.

Strukturieren

Wir suchen einen Mechanismus, bei dem sich eine Schwingung ohne äußere Erregung einstellt. In der Mechanik spricht man dann von einer selbsterregten Schwingung. Bei rein mechanischen Systemen wie unserem Vorderrad sind dabei oft Stick-Slip-Schwingungen die Ursache, bei denen z.B. die Bremse kurzzeitig auf der Bremsscheibe blockiert und sich dann wieder losreißt. Das charakteristische Merkmal, das diesen Mechanismus treibt, ist dabei eine fallende Kennlinie: bei fast allen Materialpaarungen ist die Haftkraft der Bremse größer als die Reibkraft.

Aufgabenstellung konkretisieren

Wir erwarten, den gesuchten Mechanismus nur anhand der Dynamik des Vorderrades beschreiben zu können. Das Vorderrad wird deshalb am Steuersatz vom Rahmen getrennt und dort – gedacht - in einer starren Führung mit konstanter horizontaler Geschwindigkeit v0 geführt. Um das Modell einfach zu halten, untersuchen wir Schwingungen nur in der Radebene. Das ist eine wesentliche Vereinfachung, weil wir bei Schwingungen unter Einwirkung der Bremse von Bewegungen des Rades um die Steuerrad-Achse rechnen müssen. Diese Vernachlässigen wir. Eine weitere Vereinfachung führen wir durch Setzen des Steuerwinkels von 90° ein. Damit vernachlässigen wir den Beitrag einer vertikalen Bewegung: beim Schwingen der Gabel in der Radebene bleibt der Steuersatz unverändert in der Ausgangshöhe. Diese Auf- und Ab-Bewegung berücksichtigen wir also nicht.

System strukturieren

Unser verbleibendes System besteht nun aus

  • Federgabel (Länge H) und Bremssattel (Abmessungen h und b),
  • Nabe (Außenradius r1)mit Bremsscheibe (Radius r2)
  • Felge (Innenradius R2)und Mantel (Außenradius R1) sowie den
  • Speichen.
Vorderradgabel mit Scheibenbremse.

Dieses System wollen wir als dynamisches System mit Bewegungen nur in der Radebene beschreiben.

Im folgenden müssen wir Annahmen zu den Systemkomponenten treffen, die unseren Vorstellung von den relevanten physikalischen Prozessen entsprechen. Dabei gehen wir nach dem Prinzip

  • "keep it dead simple"

vor - was allerdings interpretationsbedürtig ist. Ein erster Iterationsschritt ist:

  • "so einfach wie möglich - so kompliziert wie nötig".

Wir versuchen also, die Anzahl der Freiheitsgrade des Systems so gering wie möglich zu halten, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren: die Simulation eines komplexen Vorgangs.

So gehe ich davon aus, dass die selbsterregte Schwingung des Systems ihren Grund in Stick-Slip-Schwingungen an der Bremse hat. Das bedeutet: bei niedrigen Fahrtgeschwindigkeiten v0 wäre die Relativgeschwindigkeit zwischen Bremsscheibe und Bremsbacken Null. Das kann nur aus einer elastischen Verformung der Gabel resultieren.

Der Mechanismus könnte ungefähr so aussehen:

Beim Bremsen verformt sich die Gabel elastisch, die Nabe wandert - relativ zum Steuersatz - in Fahrtrichtung nach hinten. Damit der Mantel dabei weiter in Punkt A abrollt, reduziert sich seine Drehgeschwindigkeit und es kommt zu einer geringeren Relativgeschwindigkeit an der Bremse. Je nach Betriebsbedingungen kann hier die Relativgeschwindigkeit Null werden, die Bremsebacken haften an der Bremsscheibe und ein Stick-Slip-Mechanismus nimmt seinen Anfang. Dabei wird offensichtlich auch ein veränderliches Drehmoment zwischen der Nabe (Bremsscheibe) und Felge übertragen.

Aus diesen Anfangsüberlegungen leiten wir folgende Annahmen für die Modellierung ab:

  • Als starre Körper beschrieben wir die Teilkomponenten
    • Felge & Mantel sowie,
    • Nabe & Bremsscheibe.
  • Als rein elastischen Körper beschreiben wir die Speichen, die eine Verdrehung zwischen Nabe und Felge erlauben.
  • Als Kontinuum mit Masse und Elastizität beschrieben wir die Federgabel. Diese hat einen über ihre Länge veränderlichen Querschnitt.

Die Herausforderung hier liegt darin, die relevanten Mechanismen nicht durch unpassende Annahmen zu unterbinden. So würde eine als starr modellierte Gabel hier vermutlich nicht zu den erhofften Schwingungserscheinungen in einer Simulation führen.

Wenn man also nicht zu zufriedenstellenden Simulationsergebnissen kommt, muss man an dieser Stelle wieder neu einsteigen und das Modell ändern.

Für die Modellierung unseres System zeichnmen sich zwei zentrale Herausforderungen ab:

  1. die Gleichgewichtsbedingungen für die Gabel und
  2. die Kennlinie für die Bremse und den Kontakt Mantel/Asphalt.

Für die Bremskraft als Funktion der Relativgeschwindigkeit müssen wir dann passende Kennlinien ansetzen.

Und für die Gabel wählen wir einen Euler-Bernoulli-Balken mit veränderlichem Querschnitt und schreiben die Gleichgewichtsbedingungen mit der Methode der Finiten Elemente an. Mindestens brauchen wir zwei Finite Elemente - vom Steuersatz zur Bremse und von der Bremse zur Nabe.

Als Referenzpunkte wählen wir deshalb

  • A: den Aufstandspunkt des Rades auf dem Asphalt,
  • B: den Berührungspunkt zwischen Bremsscheibe und Bremsbelag,
  • C: die Achse des Rades, die Naben und Gabel verbindet sowie
  • N0,N1,N2: als Punkte entlang der x-Achse der Federgabel.

Um die Auslenkung der Federgabel zu erfassen, führen wir materielle Koordinaten x,z nach Vorgabe des Euler-Bernoulli-Balkens ein. Den Ursprung des Koordinatensystems legen wir passend in die Wurzel der Gabel bei N0.

Der Einfachheit halber sollen C und N2 zusammen fallen. Die Gabel erfassen wir also mit zwei Finiten Elementen:

  1. von N0 nach N1 und
  2. von N1 nach N2.
Vorderradgabel mit Scheibenbremse.

Wir trennen nun zunächst unser System in Gabel und Vorderrad und führen Koordinaten der Bewegung für sie ein. Gleichzeitig führen dabei die Naben-Schnittkäfte Cx,Cz, die Bremskraft B und die Kontaktkräfte Ax,Az ein.

Koordinaten der Gabel für N1.

Die Bewegung der Gabel erfassen wir zunächst an den Punkten N0,N1,N2 mit den Koordinaten der Bewegung Wi(t) (horizontale Auslenkung) und Φi(t) (Kippen des Querschnitts) für i=0,1,2. Das ist für Knoten 1 rechts dargestellt. Offensichtlich ist bei einer festen Einspannung im Steuersatz W0(t)0 und Φ0(t)0 - was wir wie üblich bei der Methode der Finiten Elemente erst bei der Einarbeitung der Randbeidngungen berücksichtigen.

Für die Drehbewegung wollen des Vorderrades wollen wir zwei relevante Koordinaten einführen: die Drehung der Komponente Nabe & Bremsschreibe sowie die Drehung der Modellkomponenten Mantel & Felge. Um die Beschleunigung des Steuersatzes (und des Rest-Fahrrades) nicht berücksichtigen zu müssen, gehen wir von konstantem v0 aus. Dann können wir die Verdrehung des Vorderrades aus den einer großen Bewegung mit konstanter Drehgeschwindigkeit und einer Abweichung davon erfassen:

Freikörperbild Vorderrrad.

Als Koordinaten der Drehbewegung führen wir

  • für die Rollbewegung R1Ωt=v0t als Referenzgeschwindigkeit ein und relativ dazu
  • den Winkel Ψ1(t) für Felge/Mantel und
  • den Winkel Ψ2(t) für Nabe/Bremsscheibe.

Die horizontale Translationsbewegung des Rades erfassen wir über die Nabe - seine Auslenkung ist dann W2(t).

Wir sammeln die Koordinaten der Bewegung für unser System nun in der Spaltenmatrix

Q~_=(W0(t)Φ0(t)W1(t)Φ1(t)W2(t)Φ2(t)Ψ1(t)Ψ2(t))



Modellieren

some text

Zunächst: ein kurzer Blick auf den roten Faden durch die kommenden Abschnitte:

Unser mathematischen Modell wird wegen der festen Einspannung der Gabel im Steuersatz noch sechs Koordinaten

Q_=(W1Φ1W2Φ2,Ψ1,Ψ2)

haben. Wir werden ein System von sechs gewöhnlichen, nichtlinearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung erhalten

M__Q_¨+K__Q_=P_(Q_,Q_˙),

wobei M__,K__ die Massen- bzw. Steifigkeitsmatrix sind und wir in P_ die nichtlinearen Anteile aus den Brems-Kennlinien sammeln.

Schnittmomente statischer Fall

Bevor wir das mathematische Modell anschreiben, berechnen wir uns als Referenz die Schnittgrößen im Euler-Bernoulli-Balken für den statischen Fall. Anhand dieser Referenz können wir später unser FE-Modell auf Plausibilität prüfen.

Freikörperbild Gabel.

Als Ausgangspunkt geben wir uns eine Bremskraft B in Punkt B vor und schrieben die Gleichgewichtsbedingungen für das Vorderrad an, aus denen wir z.B. AH,CH berechnen.

Dafür benötigen wir die Bremskraft B aufgeteilt in die Komponenten

B_=(BxBz),

wobei

Bx=Bsin(α),Bzcos(α) mit cos(α)=h/r2,sin(α)=b/r2.

So kommen aus den Momentengleichgewichten

R1AH=r2B(h+R1)Bz+bBx+R1CH=0

und B_

AH=B(r2)R1,CH=Bh2+R1h+b2R1r2
Freikörperbild für die Schnittlasten.

Mit den Schnittbildern für die Bereiche N0N1 und N1N2 rechts und den zugehörigen Gleichgewichtsbedingungen können wir die Schnittmomente M1(x1),M2(x2) berechnen. Mit ξi=xi/i ist

M1(x1)=r2B(R1h2R12hr222+((ξ11)1R1)r22)(R1r22)M2(x2)=r2B((R1ξ2R1)2h+(r22ξ2r22)2)(R1r22)

Die Verläufe der Schnittlasten tragen wir dann auf:

Verlauf des Schnittmoments.

Mit dieser Rechnung haben wir eine Referenzlösung geschaffen, die wir später mit den FE-Ergebnissen vergleichen können.


/*********************************************************/
/* MAXIMA script                                         */
/* version: wxMaxima 21.05.2                             */
/* author: Andreas Baumgart                              */
/* last updated: 2025-03-27                              */
/* ref: self-excitaation of bike-breakes                 */
/* description: analytische Lösung für die Schnittgrößen */
/*********************************************************/

assume(mm>0);
/* paramteres */
params: [ℓ[1]=H-h,
         ℓ[2]=h,
         r[2] = 100*mm,
         R[1] = 350*mm,
         H = 375*mm,
         h =  90*mm];

/* equilibrium conditions components */
GGW: [A[H]*R[1] = B*r[2],
      R[1]*C[H] + (R[1]+h)*B[z] + b*B[x] = 0,
      B[x] = B*sin(α), B[z] = B*cos(α),
      cos(α) = h/r[2], sin(α) = b/r[2]];

/* equilibrium conditions for internal loads Q, M */
ggw: [Q[2] = -C[H],
      M[2] = (ℓ[2]-x[2])*C[H],
      Q[1] = -C[H]-B[z],
      M[1] = (ℓ[2]+ℓ[1]-x[1])*C[H] + (ℓ[1]-x[1])*B[z]-b*B[x]];

rep: [h^2 = r[2]^2 - b^2, h = ℓ[2]]; 

sol: solve(GGW, [A[H],C[H],B[x],B[z],cos(α),sin(α)])[1];
sol: append(sol,ratsimp(subst(sol, ggw)));

/* use dimensionless coordiantes */
dimless:  [x[1] = ℓ[1]*ξ[1],
           x[2] = ℓ[2]*ξ[2]];

/* cross-sectional moments */
mom: ratsimp(subst([b^2 = r[2]^2-h^2],expand(subst(dimless,subst(sol,[M[1],M[2]])))));

/* plot section-wise */
mmm: ratsimp(mom/(r[2]*B));
mmm: ratsimp(subst([ξ[1]=ξ,ξ[2]=ξ],subst(params, mmm)));

plot2d([[parametric, subst(params,     ℓ[1]*ξ)/mm, mmm[1], [ξ,0,1]],
        [parametric, subst(params,ℓ[1]+ℓ[2]*ξ)/mm, mmm[2], [ξ,0,1]]],
        [legend,"sec- I","sec-II"], [xlabel, "x/mm ->"], [ylabel, "M/r_2*B ->"])$





Nun liegt die Idee nahe, aus dem Momentenverlauf mit der Gleichung

EIw(x)=M(x)

die Verschiebung w(x) und damit eine Nachgibigkeit zu berechnen, also

w(x)=M(x)EIdxdx

zu lösen. Das funktioniert nicht gut, weil für die Gabel mit Hohlprofil

I(x)=164(D4(x)d4(x))

gilt. Dabei sind D und d Funktionen von x, so dass wir diesen Weg aufgeben müssen und eine Näherungslösung - hier die Methode der Finiten Elemente - verfolgen.

Mathematisches Modell formulieren

Die Bewegungsgleichungen des Systems leiten wir mit dem Prinzip der virtuellen Verrückungen her:

δW=δWaδΠ=!0

Dabei ist

  • δWa ... die virtuelle Arbeit äußerer, eingeprägter Kräfte - und dazu zählen nach dem Prinzip von d'Alembert auch die Trägheitskräfte der Systemkomponenten;
  • δΠ ... die virtuelle Formänderungsenergie.

Die Aussage ist: die Summe der virtuellen Arbeiten äußerer Kräfte und der virtuellen Formänderungsenergie ist Null.

Nach dem Prinzip der virtuellen Verrückungen dürfen wir jede Minimalkoordinate aus Q~ variieren - an ihr wackeln - und wir definieren als Komplement zu Q~ die Spaltenmatrix

δQ~_=(δW0δΦ0δW1δΦ1δW2δΦ2,δΨ1,δΨ2).

Und ja: am Steuersatz ist W00,Φ0, also auch δW00,Φ00 - aber das berücksichtigen erst mit der Einarbeitung der Randbedingungen.

Die Kräfte und Momente des Systems leisten nun virtuelle Arbeiten auf ihren virtuellen Verrückungen.

Virtuelle Formänderungsenergie

Spannungen leisten virtuelle Formänderungsarbeit auf vituellen Dehungen, also

δΠ=Vσ_Tδϵ_dx.

Wir verwenden hier nur Bauteile, bei denen wir aus Formelwerken δΠj als Funktion der Koorinaten kennen.

Die virtuelle Formänderungsenergie setzt sich additiv zusammen aus den Anteilen δΠG der Gabel und δΠS für die Drehfeder der Speichen:

δΠ=δΠG+δΠS.

Weil wir nur zwei Finite Element berücksichtigen, ist

δΠG=δΠG1+δΠG2

Für die Speichen schreiben wir als diskrete Feder direkt

δΠS=KS(Ψ2Ψ1)(δΨ2δΨ1)

mit der Drehfedersteifigkeit KSan.

Die virtuelle Formänderungsenergie eines Euler-Bernoulli-Balkens kommt aus der virtuellen Arbeit des Biegemoments M(x) auf der virtuellen Krümmung δw(x), also für Element i

δΠGi=0iMi(x)δwi(x)dx

mit

Mi(x)=EI(x)wi(x) und
(.):=d(.)dx.

In dieser Gleichung stehen nun das Flächenmoment 2ten Grades Ii(x) und die Auslenkung wi(x) als Funktionen von x. Diese beiden Funktoinen müssen wir Element-weise definieren, die Ableitungen und Integrale lösen und nach den Koordinaten auseinandersortieren - fertig.

Querschnitt.

Wir starten mit

I(x)=164(D4(x)d4(x))

und wählen für Di(x),di(x) lineare Ansatzfunktionen mit den Durchmessern 𝐃0,𝐃1,𝐃2 sowie 𝐝0,𝐝1,𝐝2 in den Knoten N0,N1,N2. Dann ist in Element i

Di(x)=𝐃i1(1ξi)+𝐃iξi

und

di(x)=𝐝i1(1ξi)+𝐝iξi

Ähnlich verfahren wir mit der Ansatzfunktionen für die Auslenkung und setzen

wi(x)=Q_iTφ_(x)

an. Hier stehen in

Q~_i=(Wi1Φi1WiΦi)

die Koordinaten der Knoten eines Elements.

Die Trial-Functions sind Hermite-Polynome wie in der FEM-Formulierung für den Euler-Bernoulli-Balken beschreiben:

φ_(x)=((ξ1)2(2ξ+1)iξ(ξ1)2ξ2(2ξ3)iξ2(ξ1))

Einsetzen und differenzieren / integrieren der Terme liefert diesen langen Ausdruck

δΠGi=0iEIi(x)(Wi1φ1δWi1φ1+Φi1φ2δWi1φ1+Wiφ3δWi1φ1++Φiφ4δΦiφ4)

den wir jedoch zweckmäßiger Weise als

δΠGi=δQ~_iTK~__iQ~_i

hinschrieben. Dabei sind die Matrix-Koeffizienen von K__i

ki,jk=0iEIi(x)φjφkdx

Hier ist es zweckmäßig, zu dimensionslosen Koordinaten

ξ1=x1
ξ2=(xH)2

zu wechseln, wir müssen aber beim Ableiten und Integrieren

d(.)dx=d(.)dξi1i

berücksichtigen. Die virtuelle Formänderungsarbeit des Gesamtsystems erhalten wir durch Aufsummieren aller Anteile zu

δΠG=δQ~_TK~__Q~_

mit

K~__=(k1,11k1,12k1,13k1,140000k1,12k1,22k1,23k1,240000k1,13k1,23k1,33+k2,11k1,34+k2,12k2,13k2,1400k1,14k1,24k1,34+k2,12k1,44+k2,22k2,23k2,240000k2,13k2,23k2,33k2,340000k2,14k2,24k2,34k2,4400000000KSKS000000KSKS)

Virtuelle Arbeiten der d'Alembertschen Trägheitskräfte

Analog zur virtuellen Formänderungsenergie berechnen wir nun die virtuelle Arbeit äußerer Kräfte aus den Beiträgen δWAa von d'Alembertschen Trägheitskräften und der Kontaktkräfte δWFa:

δWa=δWAa+δWFa

Äußere, eingeprägte Kräfte - hier A_,C_,B_ - leisten virtuelle Arbeit auf vituellen Verschiebungen, also

δWFa=iF_iT(t)δr_i,

wobei δr_i die Variation der Verschiebung des Kraftangriffspunktes ist. Und äußere, eingeprägte Volumenkräfte - hier die d'Alembert'schen Trägheitskräfte - leisten virtuelle Arbeit auf den vituellen Verschiebungen, also mit der Dichte ϱ

δWAa=Vϱr¨_iT(x_,t)δr_i(x_)dx_.

Aus diesen Ansätzen erhalten wir die Koeffizienten der Massenmatrix M~__ und der "rechten Seite" P~_(Q~˙_,Q~_).

Wir starten mit

δWAa=(Mf+Mn)r¨_CTδr_C=JfΨ¨1δΨ1=JnΨ¨2δΨ2=xϱA(x)w¨(x,t)δw(x)dx,

wobei

  • Mf,Mn die Massen von Felge & Mantel bzw. Nabe & Bremsscheibe sowie,
  • Jf,Jn die Massenmomente von Felge & Mantel bzw. Nabe & Bremsscheibe sind und
  • ϱA(x) die Massenbelegung der Gabel ist.

Bei den Anteilen der Gabel steht dabei nur das w¨(x,t), weil sich der Steuersatz mit konstanter Geschwindigkeit bewegt. Das untersuchen wir etwas genauer für die Beschleunigung r¨_C.

Die Koordinaten des Ortsvektors der Nabe C in x,z-Richtung schrieben wir als

r_C(t)=(0v0t)+(HW2(t))

und wir sehen, dass

r¨_C(t)=(0W¨2(t)) und
δr_C=(0δW2).

Demnach ist

(Mf+Mn)r¨_CTδr_C=(Mf+Mn)W¨_2δW_2.

Wir setzen - wie für δΠ - die Ansatzfunktionen für w(x,t),δw(x),D(x),d(x) in die Gleichung von δWAa ein, integrieren über die Gabel-Länge und erhalten

δWAa=δQ~_M~__Q~¨_

mit

M~__=(m1,11m1,12km,13m1,140000m1,12m1,22km,23m1,240000m1,13m1,23km,33+m2,11m1,34+m2,12m2,13m2,1400m1,14m1,24km,34+m2,12m1,44+m2,22m2,23m2,240000m2,13m2,23m2,33+Mf+Mnm2,340000m2,14m2,24m2,34m2,4400000000Jf00000000Jn)

Die Koeffizienten mi,jk kommen dabei aus

mi,jk=ϱi01Ai(ξi)φj(ξi)φk(ξi)dξi

Virtuelle Arbeiten der Reibkräfte in A und B

Die äußeren, eingeprägten Reibkräfte - die Bremskraft in B und die Kontaktkraft in A - leisten virtuelle Arbeit δWFa auf den virtuellen Verrückungen in A und B. Wir benätigen die Ortsvektoren zu den beiden Punkten, um daraus die Relativgeschwindigkeit der beiden Reibpartner und die variation der Ortsvektoren zu berechnen.

Wir kommen von zu Punkt A, indem wir von Punkt C aus den materiellen Punkt des Mantels auswählen, der gerade im Kontakt mit dem Asphalt ist. Wir führen dazu einen Ortsvektor C senkrect nach oben ein und rotieren diesen

  • um Ωt für die reguläre Drehbewegung,
  • um ψ1(t), um einen Schlupf zwischen Mantel und Asphalt zu erfassen und
  • um Θ1, um den Kontaktpunkt in A zu erreichen.

Damit ist muss also

Ωt+Ψ1(t)+Θ1=π

gelten. Die Koordinaten des Ortsvektors zu A auf dem Mantel schreiben wir demnach als

r_A(t)=r_C(t)+D__(Ωt+Ψ1(t)+Θ1)(R10)

mit der Euler-Drehmatrix

D__(α):=(cos(α)sin(α)sin(α)cos(α)).

Wir finden

r_A(t)=(HR1cos(Ωt+Ψ1(t)+Θ1)v0t+W2(t)R1sin(Ωt+Ψ1(t)+Θ1))

und

δr_A=(0δW2+R1δΨ1).

Und damit ist die virtuelle Arbeit der Kontaktkraft AH

δWF,Aa=(AVAH)Tδr_A=AH(δW2+R1δΨ1),

wobei

AH=AH(r˙_A(t))

Analog dazu finden wir die Koordinaten des Ortsvektors zu B - einmal ausgehend von der Gabel und einmal ausgehend vom Vorderrad.

Wir sehen, dass

r_B1(t)=(Hhv0t+W1(t))+D__(Φ1(t))(0b)r_B2(t)=r_C(t)+D__(Ωt+Ψ2(t)+Θ2)(r20)

wobei

Ωt+Ψ2(t)+Θ2=ψ, mit tan(ψ)=bh

ist. Und die Variation der Koordinaten liefert

δr_B,1=(bδΦ1δW1)δr_B2=(r2δΨ2sin(ψ)δW2r2δΨ2cos(ψ))

Und damit sind die virtuellen Arbeiten der Kontaktkräfte B_

δWF,Ba=B_Tδr_B1+B_Tδr_B2, wobei B_=B_(Δv_B,r),

mit der Relativgeschwindigkeit

Δv_B=r˙_B,1r˙_B,2=(r2sinψΩr2sinψΨ˙2bcos(Φ1)Φ˙1r2cosψΩ+r2cosψΨ˙2bsin(Φ1)Φ˙1+W˙1W˙2),

was für den stationären Fall

v_B,rel=(r2sin(ψ)Ωr2cos(ψ)Ω)

liefert. Und Achtung: hier ist ψ negaiv!

Die Kraftkomponenten Bx,By sind also in Richtung der Relativgeschwindigkeit positiv. Wir setzen deshalb mit der Reibkennlinie μ(v) und der vorzugebenden Anpresskraft N an:

B_=2μ(||v_B,rel||)Ne_B

mit dem Einheitsvektor der Relativgeschwindigkeit

e_B=v_B,rel||v_B,rel||

Der Faktor "2" kommt in dieser Gleichung übrigens daher, dass wir zwei Bremsbacken gegen die Bremsscheibe drücken.

Einsetzten in das Prinzip der virtuellen Verrückungen liefert nun

δWFa=δWF,Aa+δWF,Ba=BzδW1+bBxδΦ1+(AH+Bz)δ˙W2+R1AHδΨ1+(r2Bxsin(ψ)r2Bzcos(ψ))δΨ2=Q~_TP_

mit

P_=(00Bz+bBxAH+Bz0R1AHr2Bxsin(ψ)r2Bzcos(ψ)0).

Zusammengefasst

Wir fassen alle Anteile zusammen und erhalten

δW=δQ~_T(K~__Q~_M~__Q¨~_+P_)=!0

δW kann aber nur Null sein, wenn der Klammerausdruck verschwindet, also

M~__Q¨~_+K~__Q~_=P_

Die Randbedingungen müssen wir jetzt noch einarbeiten! Das geht einfach, weil wir

W0(t)=0δW0=0Φ0(t)=0δΦ0=0

durch Streichen der ersten beiden Zeilen des Gleichungssystems und dann jeweils der ersten beiden Spalten in den Systemmatrizen einarbeiten können.

Wir behalten also die Koordinaten 38, also

Q_=(W1(t)Φ1(t)W2(t)Φ2(t)Ψ1(t)Ψ2(t))

und die Rest-Systemmatrizen

K__=(k1,33+k2,11k1,34+k2,12k2,13k2,1400k1,34+k2,12k1,44+k2,22k2,23k2,2400k2,13k2,23k2,33k2,3400k2,14k2,24k2,34k2,44000000KSKS0000KSKS),
M__=(km,33+m2,11m1,34+m2,12m2,13m2,1400km,34+m2,12m1,44+m2,22m2,23m2,2400m2,13m2,23m2,33+Mf+Mnm2,3400m2,14m2,24m2,34m2,44000000Jf000000Jn)

und

P_=AH(0010R100)+(BzbBxBz00r2Bxsin(ψ)r2Bzcos(ψ)0).

Übrigens: in P_ stehen nur die Komponenten der Brems- und Kontaktkraft - und diese sind nur noch von den Zeitableitungen der Koordinaten abhängig, nachdem wir kleine Terme vernachlässigt haben. Also ist P_=P_(Q˙_).

Modell für die numerische Behandlung anpassen

Matlab® - und viele andere Numerik-Pakete - lösen das Anfangswertproblem mit Routinen, für die Bewegungsgleichungen als Differentialgleichungssystem erster Ordnung vorliegen müssen. Wir machen aus sechs Differentialgleichungen zweiter Ordnung deshalb 12 Differentialgleichungen erster Ordnung:

Q_˙=Q_R_˙=M__1(P_K__Q_),

so dass wir mit

Y_=(Q_R_)

unser mathematisches Modell als

Y_˙=(R_M__1(P_K__Q_))=f_(Y_)

schreiben.

Wir führen also die Geschwindigkeiten hier explizit als Zustandsgrößen in die numerische Lösung des Probles ein.

Simulieren

Computerprogramm schreiben

stationäre Lösung berechnen

A__=(00K__10R100010R100)
b_=(P_0)
x_=(Q_AH)







v_A,rel=r˙_A=(0v0+R1(Ω+Ψ˙1(t))+W˙2(t))


(.)˙:=d(.)dt


δWa=δWAa+δWBa+δWdAlemberta
Θ1=ΩtΨ1(t)+πΘ2=ΩtΨ1(t)+ψ


δr_A=(0δW2+R1δΨ1)
δWAa=F_ATδr_A
δWBa=F_BTδr_B,1F_BTδr_B,2
F_B=(BxBz)
F_A=(AVAH)
h=r2cos(ψ)b=r2sin(ψ)


Lösung berechnen und ausdeuten

Ergebnisse mit Beobachtungen vergleichen

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