Anfangswertprobleme/Methoden zur Lösung von Anfangswertproblemen: Unterschied zwischen den Versionen

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::<math>\displaystyle q(t) \text{ und der Abkürzung } \frac{d}{dt}(.):=\dot{(.)}</math>
::<math>\displaystyle q(t) \text{ und der Abkürzung } \frac{d}{dt}(.):=\dot{(.)}</math>


suchen wir die Lösung zum Anfangswertproblem<math>\dot{q} = f(q,t) \text{ mit dem Anfangswert } q(0) = q_0</math>
suchen wir die Lösung zum Anfangswertproblem <math>\dot{q} = f(q,t) \text{ mit dem Anfangswert } q(0) = q_0</math>


im Zeitintervall 0 ''< t < T''.
im Zeitintervall 0 ''< t < T''.

Aktuelle Version vom 30. November 2024, 12:11 Uhr

Problemstellung

Fast immer sind im Maschinenbau Anfangswertprobleme über Differentialgleichungen im Zeitbereich definiert - die unabhängige Koordinate ist deshalb hier immer t. Für die gesuchte Funktion

suchen wir die Lösung zum Anfangswertproblem

im Zeitintervall 0 < t < T.

Numerische Löser für Anfangswertprobleme gibt es meist nur für Differentialgleichungen erster Ordnung (erste Ableitung nach der Zeit). Da Bewegungsgleichungen mechanischer Systeme fast immer Differentialgleichungen zweiter Ordnung sind (die Beschleunigung und damit die d'Alembert'sche Trägheitskrafte sind zweite Ableitungen des Weges nach der Zeit), brauchen wir einen Trick: Wir führen die Geschwindigkeit explizit als Koordinate ein, z.B. für die Bewegungsgleichung

Nun sind

die Zustandsgrößen des Systems.

Mit

schreiben wir die Differentialgleichung zweiter Ordnung als zwei Differentialgleichungen erster Ordnung:

Beispiel 1: Wachstum einer Population

Eine Fliegenpopulation besteht zum Zeitpunkt t=0 aus der Anzahl von n0 Fliegen.

In einem Zeitintervall stirbt ein Anteil λS von Fliegen, ein Anteil λG von Fliegen wird geboren, das Anfangswertproblem lautet:

Die analytische Lösung dazu ist

Beispiel 2: Wachstum einer Population mit Selbstvergiftung

Für sehr viele Fliegen n führen dies zu "Wachstum mit Selbstvergiftung". Die Stoffwechselrückstände r der Population in einem abgeschlossenen System (z.B. Erde) führen zum Aufbau von Hemmstoffen, die negativ auf die Geburtenrate λG wirken, hier mit dem Faktor (1-r).

Dieses Modell (die Bewegungsgleichung) für r setzt für die Änderungsgeschwindigkeit einen Prozess an, bei dem die Hemmstoffe

  • proportional mit μ zur Anzahl der Fliegen n steigen und
  • proportional zu r abgebaut werden (zerfallen):

Implementierung in Maxima

Auch wenn es einfach aussieht: das IVP hat keine analytische Lösung mehr. Wir müssen es als Anfangswertproblem numerisch lösen. Und das geht so:

Zum Zeitpunkt t0 =0 wissen wir

Einsetzen in die Bewegungsgleichung liefert:

Die Änderungsgeschwindigkeit der Zustandsgrößen des Modells (n,r) ist also für t=t0 bekannt. Nun ersetzten wir - wie beim Verfahren der Finiten Differenzen - den Differentialquotienten durch den Differenzenquotienten:

Und analog für r

Integrationsschritt beim Lösen eines AWPs.

So berechnen wir aus dem Anfangspunkt den Zustand des Systems zu einem Folgepunkt, den Zeitpunkt t1. Und für t1 den Folgepunkt t2'. Wenn wir diese Schritte oft genug machen, erhalten wir den approximierten Verlauf der Zustandsgrößen über der Zeit. Im Maxima-Modell machen wir das mit der dimensionslosen Zeit:

Für die gewählte Dauer von 50 Fliegen-Generationen erhalten wir:

Anzahl der Fliegen und Hemmstoffe über der Zeit.

/* wxMaxima 21.05.2                */
/* equations of motion */
eom: ['diff(n,τ)=((1-r)-λ[S])*n,
      'diff(r,τ)= μ*n- ρ*r];

/* parameter */
par: [λ[S]=0.5, ρ=1/10, μ=1/100];

/* solve IVP */
results: rk(subst(par,makelist(rhs(eom[i]),i,1,2)),[n,r],[1,0],[τ,0,50,0.1])$
results: [τ = makelist(results[i][1],i,1,length(results)),
          n = makelist(results[i][2],i,1,length(results)),
          r = makelist(results[i][3],i,1,length(results))]$
/* plot results */
plot2d([[discrete,subst(results,τ),subst(results,n)],
        [discrete,subst(results,τ),subst(results,r)]],
        [legend, "# Pop.", "Rückst."],
        [xlabel, "τ→"],[ylabel, "n,r→"],
        [style, [lines,3]])$



Implementierung in Matlab

Ganz analog erfolgt die Implementierung in Matlab. Nur dass wir hier zwei Dateien brauchen:

  1. die Skriptdatei und
  2. die Funktion, die dydt zurückliefert.
Anzahl der Fliegen und Hemmstoffe über der Zeit.

%++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
% Modul Numerische Methoden der Mechanik                            %
% IVP - Introduction                                                %
% Autor: Andreas Baumgart                                           %
% Last Update: 2022-05-17                                           %
%++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

cd('C:\Users\abs384\OneDrive - haw-hamburg.de\2022-SS\Numerische Methoden der Mechanik\Unterricht\Matlab\KW21') % hier den richtigen Pfad eingeben!
addpath("./Functions");

%% parameter
lambda=0.5; rho=1/10; mu=1/100;

tspan = [0 50];
y0 = [1 0];

%% solve ODE
[t,y] = ode45(@(t,y) flies(t,y,lambda,rho,mu), tspan, y0);

%% plot
plot(t,y(:,1),t,y(:,2));
xlabel('Time τ');
ylabel('solutions n,r');
legend('n','r');

%++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
% Function dydt(y,t)                                                %
%                                                                   %
%++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
function dydt = flies(t,y,lambda,rho,mu)
%RETURN rhs of ode
%   self-poisoning of population of flies

n=y(1);r=y(2);

dydt = [((1-r)-lambda)*n; ...
         mu*n- rho*r];

end




Klimamodelle machen genau das - nur mit deutlich komplizierteren Modellen.


Links

  • Phasendiagramme: eine Methode zum Ausdeuten der Lösung von numerisch gelösten AWP.


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