Sources/Lexikon/Reibkennlinie: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Gleichung für die Kennlinie können wir nicht analytisch explizit angeben - Sie können die Kennlinie also nicht ohne Maxima in ein anderes Programm übertragen. | |||
Abhilfe schafft dieser Ansatz: | |||
== Verbesserter Ansatz: stückweise mit Polynomen 2ten und 3ten Grades == | |||
[[Datei:Reibkennlinie-13.png|mini|Skizze: Stetig differenzierbare Reibkennlinie mit angestückelten Polynomen.|alternativtext=|200x200px]]Wir bleiben bei der stetig differenzierbaren Reibkennlinie, suchen nun aber nach einfacheren Polynomen, deren Koeffizienten wir auch explizit in ''μ''<sub>0</sub> und ''μ'' angeben können. Alles hat seinen Preis: wir brauchen nun zwei Polynome (I und II)für den ersten Teil! | |||
Wir arbeiten weiter mit | |||
<math>\displaystyle \nu = \frac{v}{v_0}</math> | |||
und setzen für den mittleren Teil ''-v<sub>0</sub> < v < v<sub>0</sub>'' nun zwei Polynome | |||
<math>\begin{array}{lllllll} \mu_I &=& &a_{I,2}\cdot\nu^2 &+ a_{I,1} \cdot\nu &\\ \mu_{II}&=& a_{II,3}\cdot \nu^3 + &a_{II,2}\cdot\nu^2&+ a_{II,1}\cdot\nu&+ a_{II,0} \end{array}</math> | |||
an. | |||
Dann ist | |||
<math>K = N \cdot \left\{ \begin{array}{ll} +\mu &\text{ für } +1<\nu\\ 16\cdot \mu_0 \left( 1-\frac{\mu_1}{\mu_0} \right) \cdot \nu^3 -36\cdot \mu_0 \left( 1-\frac{\mu_1}{\mu_0} \right) \cdot \nu^2 +24\cdot \mu_0 \left( 1-\frac{\mu_1}{\mu_0} \right) \cdot \nu + 5\cdot \mu_1 -4\cdot \mu_0 &\text{ für } +\frac{1}{2}<\nu<=+1\\ 4\cdot \mu_{0}\cdot (\nu-\nu^{2}) &\text{ für } \;\;\;\;\;0<\nu<=+\frac{1}{2} \\ \text{und punktsymmetrisch} &\text{ sonst} \end{array}\right.</math>[[Datei:Reibkennlinie-14.png|mini|Ein Ausschnitt der Kennlinie mit den Abschnitten ''I, II'' und ''III'']] | |||
Hier ist die tangentiale Kontaktkraft konstant, wenn der Körper eine relevante Relativgeschwindigkeit gegenüber seiner Unterlage hat. Diese Vorstellung passt oft nicht mit Messungenüberein - außerdem gibt es einen weiteren Nachteil: Die Kennlinie fällt nur in einem ganz kleinen Bereich und es wird schwer, damit im Modell eine Selbsterregung zu erzeugen. | |||
Besser geht das mit einer stetig fallenden Kennlinie: | |||
== Stetig fallende Reibkennlinie == | |||
Die gesuchte stetig differenzierbare Kennlinie ''μ(ν)'' mit stetig abnehmendem Reibkoeffizienten setzen wir aus sin- und e-Funktion zusammen. | |||
Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit). Die Sinus-Funktion verwenden wir für den Mittelteil (Haften) und die Exponential-Funktionen für die Gebiete, in denen die Körper aufeinander reiben.:[[Datei:Kw25-03.png|mini|Reibkennline mit stetig fallender Charakteristik - aus Aufgabe [[Gelöste Aufgaben/Kw25|Kw25]]]]Im Mittelteil (blau) setzen wir für die Sinus-Funktion an | |||
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Dieses Mittelteil stückeln wir stetig differenzierbar jeweils an eine Exponentialfunktion mit den Parametern ''E'' und ''κ'' an, hier | |||
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Version vom 21. April 2021, 07:36 Uhr
Reiben oder haften Körper aneinander, so wird ihre geschwindigkeitsabhängige Kontaktkraft K(v) in der Tangentialebene oft durch den Reib- und Haftbeiwert μ bzw. μ0 beschreiben:
mit
Erster Ansatz mit Geradenstücken
Statt zwischen Haften und Reiben zu unterscheiden, kann man mit folgender Kennlinie arbeiten, die Schaltstellen für v0 = +/- ε hat.
Die stückweise definierte Funktion ist:
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
/* friction characteristic */
/* piecewise linear */
subst(solve([c[0]+c[1]*(+epsilon)=+b,c[0]+c[1]*2*(+epsilon)=+a],[c[0],c[1]])[1],c[0]+c[1]*v)
mu(a,b,epsilon,v) := if v<=-2*epsilon then -a
elseif v>=+2*epsilon then +a
elseif v<= -epsilon then -((2*b-a)*epsilon+(b-a)*v)/epsilon
elseif v>= +epsilon then -((a-2*b)*epsilon+(b-a)*v)/epsilon
else b*(v/epsilon);
plot2d(mu(0.5,1,0.01,v),[v,-0.1,0.1], [ylabel,"v/V->"], [xlabel,"μ/1->"], [legend, "friction coefficient"]);
Und so funktionierts:Steigert man die Kraft F auf den Körper, so "kriecht" der Körper - seine Geschwindigkeit v bleibt sehr klein. Wählt man also die Schaltstellen v0 = +/- ε passend klein, dann sieht es so aus, als würde der Körper "haften". Überschreitet F die maximale Haftkraft, also F > μ0∙N, dann fällt μ(v) auf den Reib-Beiwert ab, der Körper wird beschleunigt.
Das Problem: diese Kennlinie ist nicht stetig differenzierbar - Löser, die das zur Schrittweiten-Steuerung voraussetzen "fressen" sich an den Schaltstellen fest.
Verbesserter Ansatz: stückweise mit einem Polynom 5ten Grades
Um eine stetig differenzierbare Reibkennlinie zu erhalten, setzten wir stückweise ein Polynom an. Es soll Punkt-symmetrisch sowie an den Übergangsstellen stetig und stetig differenzierbar sein!
Hier arbeiten wir mit der dimensionslosen Geschwindigkeit
und setzen für den mittleren Teil -v0 < v < v0 das Polynom
- .
an.
Dann ist - hier für μ0=1/2 und μ=1/4:
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
/* parameter */
params: [mu[0] = 1/2,
mu[1] = 1/4]$
/**** define nonlinear friction characteristic ***/
/* choose generic polynom */
p : lsum(a[i]*nu^i,i,[1,3,5]);
mu(nu,charc) := if abs(nu)<1 then subst(charc, lsum(a[i]*nu^i,i,[1,3,5])) else subst(charc, mu[1])*signum(nu);
/* ... and adapt to these conditions */
bcs : [subst([nu= 1 ], p ) = mu[1],
subst([nu= 1 ], diff(p,nu)) = 0 ,
subst([nu=gamma], diff(p,nu)) = 0 ,
subst([nu=gamma], p ) = mu[0]];
coe : [a[1],a[3],a[5],gamma];
sol: solve(subst(params,bcs),coe)$
charc : append(params,sol[1]);
plot2d(mu(nu,charc),[nu,-2,2], [xlabel,"ν →"], [xlabel,"μ →"])$
Die Gleichung für die Kennlinie können wir nicht analytisch explizit angeben - Sie können die Kennlinie also nicht ohne Maxima in ein anderes Programm übertragen.
Abhilfe schafft dieser Ansatz:
Verbesserter Ansatz: stückweise mit Polynomen 2ten und 3ten Grades
Wir bleiben bei der stetig differenzierbaren Reibkennlinie, suchen nun aber nach einfacheren Polynomen, deren Koeffizienten wir auch explizit in μ0 und μ angeben können. Alles hat seinen Preis: wir brauchen nun zwei Polynome (I und II)für den ersten Teil!
Wir arbeiten weiter mit
und setzen für den mittleren Teil -v0 < v < v0 nun zwei Polynome
an.
Dann ist
Hier ist die tangentiale Kontaktkraft konstant, wenn der Körper eine relevante Relativgeschwindigkeit gegenüber seiner Unterlage hat. Diese Vorstellung passt oft nicht mit Messungenüberein - außerdem gibt es einen weiteren Nachteil: Die Kennlinie fällt nur in einem ganz kleinen Bereich und es wird schwer, damit im Modell eine Selbsterregung zu erzeugen.
Besser geht das mit einer stetig fallenden Kennlinie:
Stetig fallende Reibkennlinie
Die gesuchte stetig differenzierbare Kennlinie μ(ν) mit stetig abnehmendem Reibkoeffizienten setzen wir aus sin- und e-Funktion zusammen.
Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit). Die Sinus-Funktion verwenden wir für den Mittelteil (Haften) und die Exponential-Funktionen für die Gebiete, in denen die Körper aufeinander reiben.:
Im Mittelteil (blau) setzen wir für die Sinus-Funktion an
mit
.
Dieses Mittelteil stückeln wir stetig differenzierbar jeweils an eine Exponentialfunktion mit den Parametern E und κ an, hier
mit
.
Damit ist
die gesuchte Kennlinie.
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