Gelöste Aufgaben/Kw30: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Kw30.png|mini|Koordinaten und Freikörperbild|alternativtext=|261x261px]]
Aus dem Freikörperbild erhalten wir die Bewegungsgleichung
 
<math>\displaystyle J\ddot{\varphi}+\frac{\ell}{2}\;m\;\frac{\ell}{2}\;\ddot{\varphi} + m\;(g-\ddot{u})\;\sin(\varphi) = 0</math>
 
mit
 
<math>\displaystyle \dot{(.)} := \frac{d}{dt} (.)</math>.
 
Wir linearisieren und erhalten mit
 
<math>\displaystyle \sin(\varphi) \approx \varphi,\;\; J = \frac{m\;\ell^2}{12}</math>
 
die lineare Differentialgleichung mit perdiodischen Koeffizienten
 
<math>\displaystyle \frac{1}{3} m\cdot {{\ell}^{2}}\cdot \ddot{\varphi}+m\cdot \ell\cdot \left( g + \Omega^2\;\hat{u}\;\cos(\Omega\;t)\right) \cdot \varphi=0</math>.
 
Das ist eine Grundform der [https://de.wikipedia.org/wiki/Mathieusche_Differentialgleichung Mathieuschen Differentialgleichung] - die wir noch in dimensionslose Form bringen wollen. Dazu soll die zugeordnete gewöhnliche Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten, also für
 
<math>\hat{u}=0</math>,
 
in dimensionsloser Schreibweise und für einfache Parameter-Konstellationen die Periodendauer "1" haben. Das erreichen mit der dimensionslosen Zeit
 
<math>\displaystyle t = T\cdot\tau \text{ und } \Omega=\frac{2\pi}{T}</math>
 
und den dimensionslosen Parametern
 
<math>\displaystyle \Lambda = \frac{3\;g}{\Omega^2\;\ell} \text{ und } \Gamma = \frac{3\;U}{\ell}</math>.
 
Damit ist
 
<math>\displaystyle \varphi'' + (2\pi)^2\cdot \left( \Lambda + \Gamma\cdot \cos(2\pi\; \tau)\right) \cdot\varphi = 0 \text{ mit } (.)' := \frac{d}{d\tau}(.)</math>.
 
Für ''Λ=1'' ist das wie gewünscht eine Bewegungsgleichung mit der Periodendauer "1":
 
<math>\varphi'' + (2\pi)^2\;\varphi = 0</math>.<!-------------------------------------------------------------------------------->
 
{{MyCodeBlock|title=Equations of Motion
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|text=Text
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Für die Stabilität der Bewegungsgleichung brauchen wir den Satz von [[Sources/Lexikon/Satz von Floquet-Ljapunow|Floquet-Ljapunow]] und die Fundamentalmatrix ''Φ''. Zunächst schreiben wir die Bewegungsgleichung als Differentialgleichung erster Ordnung  als
 
<math>\underline{q}' = \left(\begin{array}{c}\psi\\-(2\pi)^2\cdot \left( \Lambda + \Gamma\cdot \cos(2\pi\; \tau)\right) \cdot\varphi\end{array}\right) \text{ mit } \underline{q} = \left(\begin{array}{c}\varphi\\\psi\end{array}\right)</math>
 
bzw. als
 
<math>\underline{q}' = \underbrace{\left(\begin{array}{c}0&1\\-(2\pi)^2\cdot \left( \Lambda + \Gamma\cdot \cos(2\pi\; \tau)\right) & 0\end{array}\right)}_{\displaystyle := \underline{\underline{A(\tau)}}} \cdot \underline{q}</math>.
 
Durch den Zeit-periodischen Koeffizienten in ''τ'' hat diese Bewegungsgleichung keine "einfachen" Lösungen der Form e<sup>λt</sup> mehr. Statt dessen untersuchen wir die Stabilität anhand der Fundamentalmatrix ''Φ<sup>*</sup>'', in der zwei Fundamentalösungen
 
<math>\underline{\underline{\Phi}} := \left(\underline{q}_{T,1}, \underline{q}_{T,2}\right)</math>
 
mit
 
<math>\underline{q}_{T,1} = \underline{q}_1(T) \text {und } \underline{q}_1(0) = \left(\begin{array}{c}1\\0 \end{array}\right)</math>
 
und
 
<math>\underline{q}_{T,2} = \underline{q}_2(T) \text {und } \underline{q}_2(0) = \left(\begin{array}{c}0\\1 \end{array}\right)</math>
 
stehen.[[Datei:Kw30-11.png|mini|Abbildungsvorschrift über die Periodendauer.|alternativtext=]]
Wir interpretieren also die Fundamentalmatrix ''Φ<sup>*</sup>'' als Abbildungsvorschrift, um die Anfangsbedingungen ''q(0)''  über das Zeitintervall - hier ''T = 1'' - hinweg abzubilden.
 
Die [[Werkzeuge/Lösungsbausteine der Mathematik/Eigenwertprobleme|Eigenwerte]] ''μ<sub>i</sub>'' der Fundamentalmatrix heißen
 
* charakteristische Multiplikatoren.
 
Die charakteristischen Exponenten sind
 
* <math>\varrho_i = \ln(\mu_i)</math>.
 
Damit Lösungen der Bewegungsgleichung stabil sind, muss
 
<math>|\mu_i| < 1 \text{ bzw. } \Re(\varrho_i) < 0</math>
 
für alle Eigenwerte gelten. Die Fudnamentalmatrix erhalten wir am besten durch die numerische Lösung der Bewegungsgleichung als Anfangswertproblem - hier mit dem [[Anfangswertprobleme/Methoden zur Lösung von Anfangswertproblemen/Runge-Kutta-Verfahren 4.ter Ordnung|Runge-Kutta-Verfahren 4.ter Ordnung]] - z.B. für
 
<math>\Lambda = 1, \;\; \Gamma = 1.</math>
 
Durch zweifache Lösung des Anfangswertproblems finden wir
 
<math>\underline{\underline{\Phi}}^* = \begin{pmatrix}0.024 &1.168\\ 1.168 &15.035\end{pmatrix}</math>.
 
Die Fundamentalmatrix hat die Eigenwerte
 
<math>\begin{array}{l} \mu_1 = -0.0661,\\\mu_2 = 15.1256\end{array}</math>
 
und besitzt damit einen Eigenwert, dessen Betrag größer als "1" ist - die Lösung ist instabil. [[Datei:Kw30-21.png|mini|Instabile Lösung|alternativtext=|links]]Das können wir prüfen, indem wir uns die numerische Lösung im Zeitbereich anschauen:
 
* der Winkel der Auslenkung wächst (exponentiell) mit der Zeit.<!-------------------------------------------------------------------------------->
 
{{MyCodeBlock|title=Solve and Check for Stability of Solution
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Diese Untersuchung können wir nun für eine Reihe von Parameter-Konstellationen wiederholen und den größeren der beiden charakteristischen Exponenten jeweils auftragen.
[[Datei:Kw30-22.png|mini|Stabilitätskarte|alternativtext=|200x200px]]Wir untersuchen den Bereich <math>\Lambda = -1 \ldots 2, \;\; \Gamma = 0 \ldots 3.</math>
 
und tragen die Werte des Exponenten ''ρ'' farbig kodiert auf:
 
Bei genauerer Analyse können wir die stabilen (grün) von den instabilen Parameter-Bereichen durch eine rote Linie trennen.
Dies ist ein Ausschnitt der Ince-Struttschen Karte. Sie gibt die Stabilität der Lösungen der Mathieuschen Differentialgleichungen an.[[Datei:Kw30-23.png|mini|Ince-Struttsche Karte|alternativtext=|links]]
Und so sieht die gesamte Ince-Struttsche Karte aus:
 
Achtung: hier wurden unterschiedliche Parameterwerte für ''Λ'' und ''Γ'' verwendet!
 
Wir erkennen: bei periodischer Erregung des Fußpunktes hat
 
* das gewöhnliche mathematische Pendel (''Λ>0'') große Bereiche dynamischer Instabilität!
* das inverse Pendel (''Λ<0'') Bereiche dynamischer Stabilität!<!-------------------------------------------------------------------------------->
 
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[[Datei:Kw30-23.png|mini|Ince-Struttsche Karte]]
[[Datei:Kw30-22.png|mini|Stabilitätskarte]]
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[[Datei:Kw30.png|mini|Koordinaten und Freikörperbild]]
[[Datei:Kw30-21.png|mini|Instabile Lösung]]
[[Datei:Kw30-01.png|mini|Lageplan]]


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Version vom 29. März 2021, 13:05 Uhr


Aufgabenstellung

Oft stößt man in unscheinbaren Aufgabenstellungen auf unerwartete Hindernisse - so in dieser Aufgabe eines mathematischen Pendels, die auf eine Bewegungsgleichung mit periodischen Koeffizienten führt.


Lageplan

Das Pendel der Masse m und Länge der Aufgabe hat einen in A senkrecht mit u(t) periodisch bewegten Aufhängepunkt.

Berechnen Sie die Stabilität der Lösung der linearisierten Bewegungsgleichung für verschiedene Parameterkombinationen.


Gegeben sind

  • m, ℓ, g sowie

Lösung mit Maxima

tmp

Koordinaten und Freikörperbild

Aus dem Freikörperbild erhalten wir die Bewegungsgleichung

mit

.

Wir linearisieren und erhalten mit

die lineare Differentialgleichung mit perdiodischen Koeffizienten

.

Das ist eine Grundform der Mathieuschen Differentialgleichung - die wir noch in dimensionslose Form bringen wollen. Dazu soll die zugeordnete gewöhnliche Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten, also für

,

in dimensionsloser Schreibweise und für einfache Parameter-Konstellationen die Periodendauer "1" haben. Das erreichen mit der dimensionslosen Zeit

und den dimensionslosen Parametern

.

Damit ist

.

Für Λ=1 ist das wie gewünscht eine Bewegungsgleichung mit der Periodendauer "1":

.

Equations of Motion

Text


1+1




tmp

Für die Stabilität der Bewegungsgleichung brauchen wir den Satz von Floquet-Ljapunow und die Fundamentalmatrix Φ. Zunächst schreiben wir die Bewegungsgleichung als Differentialgleichung erster Ordnung  als

bzw. als

.

Durch den Zeit-periodischen Koeffizienten in τ hat diese Bewegungsgleichung keine "einfachen" Lösungen der Form eλt mehr. Statt dessen untersuchen wir die Stabilität anhand der Fundamentalmatrix Φ*, in der zwei Fundamentalösungen

mit

und

stehen.

Abbildungsvorschrift über die Periodendauer.

Wir interpretieren also die Fundamentalmatrix Φ* als Abbildungsvorschrift, um die Anfangsbedingungen q(0)  über das Zeitintervall - hier T = 1 - hinweg abzubilden.

Die Eigenwerte μi der Fundamentalmatrix heißen

  • charakteristische Multiplikatoren.

Die charakteristischen Exponenten sind

  • .

Damit Lösungen der Bewegungsgleichung stabil sind, muss

für alle Eigenwerte gelten. Die Fudnamentalmatrix erhalten wir am besten durch die numerische Lösung der Bewegungsgleichung als Anfangswertproblem - hier mit dem Runge-Kutta-Verfahren 4.ter Ordnung - z.B. für

Durch zweifache Lösung des Anfangswertproblems finden wir

.

Die Fundamentalmatrix hat die Eigenwerte

und besitzt damit einen Eigenwert, dessen Betrag größer als "1" ist - die Lösung ist instabil.

Instabile Lösung

Das können wir prüfen, indem wir uns die numerische Lösung im Zeitbereich anschauen:

  • der Winkel der Auslenkung wächst (exponentiell) mit der Zeit.

Solve and Check for Stability of Solution

Text


1+1




tmp

Diese Untersuchung können wir nun für eine Reihe von Parameter-Konstellationen wiederholen und den größeren der beiden charakteristischen Exponenten jeweils auftragen.

Stabilitätskarte

Wir untersuchen den Bereich

und tragen die Werte des Exponenten ρ farbig kodiert auf:

Bei genauerer Analyse können wir die stabilen (grün) von den instabilen Parameter-Bereichen durch eine rote Linie trennen.

Dies ist ein Ausschnitt der Ince-Struttschen Karte. Sie gibt die Stabilität der Lösungen der Mathieuschen Differentialgleichungen an.

Ince-Struttsche Karte

Und so sieht die gesamte Ince-Struttsche Karte aus:

Achtung: hier wurden unterschiedliche Parameterwerte für Λ und Γ verwendet!

Wir erkennen: bei periodischer Erregung des Fußpunktes hat

  • das gewöhnliche mathematische Pendel (Λ>0) große Bereiche dynamischer Instabilität!
  • das inverse Pendel (Λ<0) Bereiche dynamischer Stabilität!

Ince-Struttsche Karte

Text


1+1





Links

Literature

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