Werkzeuge/Lösungsbausteine der Mathematik/Gewöhnliche lineare Gleichungssysteme: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein lineares Gleichungssystem sind Gleichungen der Form
Ein lineares Gleichungssystem sind Gleichungen der Form


.
::<math>\begin{array}{cccccccc}    a_{1,1}\cdot x_1 &+& a_{1,2}\cdot x_2  &+& \ldots &+& a_{1,n}\cdot x_n &=& b_1\\    a_{2,1}\cdot x_1 &+& a_{2,2}\cdot x_2  &+& \ldots &+& a_{2,n}\cdot x_n &=& b_2\\            \vdots  &+&          \vdots  &+& \vdots &+&  \vdots          &=& \vdots\\    a_{m,1}\cdot x_1 &+& a_{m,2}\cdot x_2  &+& \ldots &+& a_{m,n}\cdot x_n &=& b_m \end{array}</math>.


Die gesuchten Größen ''x<sub>i</sub>'' treten nur linear in den Gleichungen auf, also nicht z.B. als ''x<sub>i</sub><sup>2</sup>'' oder √''x<sub>i</sub>''. Die Koeffizienten ''a<sub>i,j</sub>'' und die "rechte Seite" ''b<sub>i</sub>'' sind bekannte Größen.
Die gesuchten Größen ''x<sub>i</sub>'' treten nur linear in den Gleichungen auf, also nicht z.B. als ''x<sub>i</sub><sup>2</sup>'' oder √''x<sub>i</sub>''. Die Koeffizienten ''a<sub>i,j</sub>'' und die "rechte Seite" ''b<sub>i</sub>'' sind bekannte Größen.
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In der Technischen Mechanik sind die unbekannten Größen üblicherweise
In der Technischen Mechanik sind die unbekannten Größen üblicherweise


* Kräfte wie hier,
* Kräfte wie [[Gelöste Aufgaben/TkPb|hier→]],
* Integrationskonstanten wie hier oder
* Integrationskonstanten wie [[Gelöste Aufgaben/Kw98|hier→]] oder
* Verschiebungen wie hier.
* Verschiebungen wie [[Gelöste Aufgaben/Hko8|hier→]].


= Matrix-Schreibweise =
= Matrix-Schreibweise =
Für unsere Anwendungen brauchen wir genau so viele Gleichungen wie Unbekannte, also ist üblicherweise m=n. Struktur bringen wir in diese unübersichtliche Anordnung, indem wir sie als
Für unsere Anwendungen brauchen wir genau so viele Gleichungen wie Unbekannte, also ist üblicherweise m=n. Struktur bringen wir in diese unübersichtliche Anordnung, indem wir sie als
::<math>
\left(\begin{array}{cccc}
a_{1,1}& a_{1,2}& \ldots & a_{1,n}\\
a_{2,1}& a_{2,2}& \ldots & a_{2,n}\\
\vdots &\cdots  & \ddots &  \vdots\\
a_{n,1}& a_{n,2}& \ldots & a_{n,n}
\end{array}\right)
\cdot       
\left(\begin{array}{cccc}
x_{1}\\
x_{2}\\
\vdots \\
x_{n}
\end{array}\right)
=
\left(\begin{array}{cccc}
b_{1}\\
b_{2}\\
\vdots \\
b_{n}
\end{array}\right)
</math>


formulieren: wir schreiben die Konstanten ''b<sub>i</sub>'', die Unbekannten ''x<sub>i</sub>'' und deren Koeffizienten ''a<sub>i,j</sub>'' getrennt voneinander hin.  
formulieren: wir schreiben die Konstanten ''b<sub>i</sub>'', die Unbekannten ''x<sub>i</sub>'' und deren Koeffizienten ''a<sub>i,j</sub>'' getrennt voneinander hin.  


Diese rechteckige Anordnung unserer Größen nennen wir Matrizen (Singular: Matrix). Im Allgemeinen sind diese Matrizen einfach nur Tabellen, in die wir Objekte hineinschreiben. Einen physikalischen Sinn erhalten sie erst aus dem Kontext der linearen Gleichungen. Mit diesen Matrizen werden wir nach den Regeln der Linearen Algebra umgehen, sie miteinander addieren, subtrahieren und multiplizieren. Damit das in abstrakter Form übersichtlich wird, führen wir eine besondere Nomenklatur für die Abkürzungen von Matrizen ein: Mit
Diese rechteckige Anordnung unserer Größen nennen wir Matrizen (Singular: [[Sources/Lexikon/Matrix|Matrix]]). Im Allgemeinen sind diese Matrizen einfach nur Tabellen, in die wir Objekte hineinschreiben. Einen physikalischen Sinn erhalten sie erst aus dem Kontext der linearen Gleichungen. Mit diesen Matrizen werden wir nach den Regeln der Linearen Algebra umgehen, sie miteinander addieren, subtrahieren und multiplizieren. Damit das in abstrakter Form übersichtlich wird, führen wir eine besondere Nomenklatur für die Abkürzungen von Matrizen ein: Mit
,    und  
 
::<math>
\underline{\underline{A}}
:=
\left(\begin{array}{cccc}
a_{1,1}& a_{1,2}& \ldots & a_{1,n}\\
a_{2,1}& a_{2,2}& \ldots & a_{2,n}\\
\vdots &\vdots  & \ddots &  \vdots\\
a_{n,1}& a_{n,2}& \ldots & a_{n,n}
\end{array}\right)</math>,
 
::<math>
\underline{x} := \left(\begin{array}{c}
x_{1}\\
x_{2}\\
\vdots \\
x_{n}
\end{array}\right)
</math>
 
und
 
::<math>
\underline{b} := \left(\begin{array}{c}
b_{1}\\
b_{2}\\
\vdots \\
b_{n}
\end{array}\right)</math>
 
kürzen wir dann jedes lineare Gleichungssystem als  
kürzen wir dann jedes lineare Gleichungssystem als  
::<math>\underline{\underline{A}} \cdot \underline{x} = \underline{b}</math>


ab.  
ab.  
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= Bezeichnungen =
= Bezeichnungen =
Wir brauchen ein paar Begriffe für den Umgang mit Matrizen:
Wir brauchen ein paar Begriffe für den Umgang mit Matrizen:
[[Datei:GewöhnlicheLineareGleichungssysteme-Begriffe.png|left|mini|Begriffe]]<br clear="all"/>


Wir kennzeichnen Matrizen:
Wir kennzeichnen Matrizen:
::<math>\underline{\underline{A}}: \text{ eine } n\times n \text{ Matrix mit } n > 1</math>
::<math>\underline{b}: \text{ eine } n\times 1 \text{ oder } 1 \times n \text{ Matrix mit } n > 1</math>


Matrizen mit besondern Eigenschaften sind
Matrizen mit besondern Eigenschaften sind


* die Einheitsmatrix  . Hier sind alle Diagonalelemente 1 und die restlichen Elemente 0. Oft wird E für diese Matrix verwendet, das kollidiert dann in der Mechanik mit der Matrix für den Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen eines isotropischen Materials (Hooks Gesetz / Spannungs-Dehnungs-Beziehung).
<ul>
* die Nullmatrix ''0'': alle Elemente der Matrix sind 0.
<li>die Einheitsmatrix:<br/>
* Die Dreiecksmatrix: Hier sind alle Elemente ober- oder unterhalb der Haupt-Diagonalen 0.
<math>     \underline{\underline{1}} :=        \left(\begin{array}{cccc}           1& 0& \ldots & 0\\           0& 1& \ldots & 0\\                  \vdots &\vdots & \ddots &  \vdots\\           0& 0& \ldots & 1     \end{array}\right)</math>.<br/>
* symmetrische Matrizen: Hier ist .
Hier sind alle Diagonalelemente 1 und die restlichen Elemente 0. Oft wird E für diese Matrix verwendet, das kollidiert dann in der Mechanik mit der Matrix für den Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen eines isotropischen Materials ([[wikipedia:Hooke's_law|Hooks Gesetz]] / [[Sources/Lexikon/Spannungs-Dehnungs-Beziehung (Stress-Strain-Relation)|Spannungs-Dehnungs-Beziehung]]).</li>
* Zeilenmatrix, Spaltenmatrix: Dies sind Matrizen, die nur eine Zeile oder nur eine Spalte besitzen.
<li>die Nullmatrix ''0'':<br/>
<math>\underline{\underline{ 0 }}</math><br/>
alle Elemente der Matrix sind 0.</li>
<li>Die Dreiecksmatrix:<br/>Hier sind alle Elemente ober- oder unterhalb der Haupt-Diagonalen 0.</li>
<li>symmetrische Matrizen:<br/> Hier ist<br/><math>a_{i,j} = a_{j,i}</math>.</li>
<li>Zeilenmatrix, Spaltenmatrix: Dies sind Matrizen, die nur eine Zeile oder nur eine Spalte besitzen.</li>
</ul>


Achtung
{{Vorlage:MyWarning|title=Achtung|text=In der Mathematik und Mechanik werden hier unterschiedliche Begriffe verwendet. Die Mathematik bezeichnet eine Matrix mit nur einer Spalte oder Zeile als Vektor. Auch in Matlab heißt eine solche Matrix "[[Sources/Lexikon/Vektor|Vektor]]". Für Ingenieure ist das keine gute Wahl: bei uns sind Vektoren gerichtete und orientierte Größen im Raum, keine Tabelle mit Objekten.
<span class="aui-icon aui-icon-small aui-iconfont-info confluence-information-macro-icon"></span>
Achtung}}
In der Mathematik und Mechanik werden hier unterschiedliche Begriffe verwendet. Die Mathematik bezeichnet eine Matrix mit nur einer Spalte oder Zeile als Vektor. Auch in Matlab heißt eine solche Matrix "Vektor". Für Ingenieure ist das keine gute Wahl: bei uns sind Vektoren gerichtete und orientierte Größen im Raum, keine Tabelle mit Objekten.


= Lösung von inhomogenen Gleichungssystemen =
= Lösung von inhomogenen Gleichungssystemen =
Ein Gleichungssystem heißt inhomogen, wenn die rechte Seite des Gleichungssystems ''b'' keine Null-Spaltenmatrix - kurz: nicht Null - ist.
Ein Gleichungssystem heißt inhomogen, wenn die rechte Seite des Gleichungssystems ''b'' keine Null-Spaltenmatrix - kurz: nicht Null - ist.


Ein inhomogenes Gleichungssystem hat nur dann Lösungen, wenn die Spalten und Zeilen der Systemmatrix ''A'' linear unabhängig sind. Das prüft man mit über die Determinante
Ein inhomogenes Gleichungssystem hat nur dann Lösungen, wenn die Spalten und Zeilen der Systemmatrix ''A'' linear unabhängig sind. Das prüft man mit über die [[Sources/Lexikon/Determinante|Determinante]].


Lösungsbeispiele sind:
Lösungsbeispiele sind:
'''Matlab'''
{| class="wikitable"
|<code>x = linsolve(A,b)</code>
|}
'''Maxima'''
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
|<code>x : linsolve_by_lu(A,b);</code>
|+
!style="width:50%"|'''Matlab'''
!'''Maxima'''
|-
|style="vertical-align:top"|[[Datei:GewöhnlicheLineareGleichungssysteme-Matlab.png|left|129px|<code>x = linsovle(A,b)</code>]]
|style="vertical-align:top"|[[Datei:GewöhnlicheLineareGleichungssysteme-linsolve by lu.png|left|mini|x : linsolve_by_lu(A,b);]]
|-
|'''Code''':<br/> <code>x = linsolve(A,b)</code>
|'''Code''':<br/> <code>x : linsolve_by_lu(A,b);</code>
|}
|}


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Ein Gleichungssystem heißt homogen, wenn ''b'' = 0 also  
Ein Gleichungssystem heißt homogen, wenn ''b'' = 0 also  


Ein homogenes Gleichungssystem hat nur dann nichttriviale (= von Null verschiedene) Lösungen, wenn Spalten und Zeilen der Systemmatrix ''A'' linear abhängig sind. Das prüft man über die Determinante.
Ein homogenes Gleichungssystem hat nur dann nichttriviale (= von Null verschiedene) Lösungen, wenn Spalten und Zeilen der Systemmatrix ''A'' linear abhängig sind. Das prüft man über die [[Sources/Lexikon/Determinante|Determinante]].
 
::<math>\det ({\underline{\underline{A}}}) \ne 0</math>


Damit ist die Lösung nicht eindeutig bestimmt - es gibt in den Lösungen immer mindestens eine Konstante, die frei gewählt werden kann.
Damit ist die Lösung nicht eindeutig bestimmt - es gibt in den Lösungen immer mindestens eine Konstante, die frei gewählt werden kann.
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= Inverse Matrix =
= Inverse Matrix =
Die inverse einer Matrix ''A<sup>-1</sup>'' erfüllt
Die inverse einer Matrix ''A<sup>-1</sup>'' erfüllt
::<math>\underline{\underline{A}}\cdot\underline{\underline{A}}^{-1} = \underline{\underline{1}}</math>.


Für Anwendungen der Mechanik brauchen wir sie nicht.
Für Anwendungen der Mechanik brauchen wir sie nicht.


Insbesondere ist
Insbesondere ist
::[[Datei:GewöhnlicheLineareGleichungssysteme-invM.png|left]]
<br clear="all"/>


im numerischen Kontext verboten. Denn Matrizen zu invertieren ist  
im numerischen Kontext verboten. Denn Matrizen zu invertieren ist  

Aktuelle Version vom 18. Februar 2021, 15:37 Uhr

Ein lineares Gleichungssystem sind Gleichungen der Form

.

Die gesuchten Größen xi treten nur linear in den Gleichungen auf, also nicht z.B. als xi2 oder √xi. Die Koeffizienten ai,j und die "rechte Seite" bi sind bekannte Größen.

In der Technischen Mechanik sind die unbekannten Größen üblicherweise

Matrix-Schreibweise

Für unsere Anwendungen brauchen wir genau so viele Gleichungen wie Unbekannte, also ist üblicherweise m=n. Struktur bringen wir in diese unübersichtliche Anordnung, indem wir sie als

formulieren: wir schreiben die Konstanten bi, die Unbekannten xi und deren Koeffizienten ai,j getrennt voneinander hin.

Diese rechteckige Anordnung unserer Größen nennen wir Matrizen (Singular: Matrix). Im Allgemeinen sind diese Matrizen einfach nur Tabellen, in die wir Objekte hineinschreiben. Einen physikalischen Sinn erhalten sie erst aus dem Kontext der linearen Gleichungen. Mit diesen Matrizen werden wir nach den Regeln der Linearen Algebra umgehen, sie miteinander addieren, subtrahieren und multiplizieren. Damit das in abstrakter Form übersichtlich wird, führen wir eine besondere Nomenklatur für die Abkürzungen von Matrizen ein: Mit

,

und

kürzen wir dann jedes lineare Gleichungssystem als

ab.

Bezeichnungen

Wir brauchen ein paar Begriffe für den Umgang mit Matrizen:

Begriffe


Wir kennzeichnen Matrizen:

Matrizen mit besondern Eigenschaften sind

  • die Einheitsmatrix:
    .
    Hier sind alle Diagonalelemente 1 und die restlichen Elemente 0. Oft wird E für diese Matrix verwendet, das kollidiert dann in der Mechanik mit der Matrix für den Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen eines isotropischen Materials (Hooks Gesetz / Spannungs-Dehnungs-Beziehung).
  • die Nullmatrix 0:

    alle Elemente der Matrix sind 0.
  • Die Dreiecksmatrix:
    Hier sind alle Elemente ober- oder unterhalb der Haupt-Diagonalen 0.
  • symmetrische Matrizen:
    Hier ist
    .
  • Zeilenmatrix, Spaltenmatrix: Dies sind Matrizen, die nur eine Zeile oder nur eine Spalte besitzen.
🧨 Achtung:
In der Mathematik und Mechanik werden hier unterschiedliche Begriffe verwendet. Die Mathematik bezeichnet eine Matrix mit nur einer Spalte oder Zeile als Vektor. Auch in Matlab heißt eine solche Matrix "Vektor". Für Ingenieure ist das keine gute Wahl: bei uns sind Vektoren gerichtete und orientierte Größen im Raum, keine Tabelle mit Objekten. Achtung

Lösung von inhomogenen Gleichungssystemen

Ein Gleichungssystem heißt inhomogen, wenn die rechte Seite des Gleichungssystems b keine Null-Spaltenmatrix - kurz: nicht Null - ist.

Ein inhomogenes Gleichungssystem hat nur dann Lösungen, wenn die Spalten und Zeilen der Systemmatrix A linear unabhängig sind. Das prüft man mit über die Determinante.

Lösungsbeispiele sind:

Matlab Maxima
x = linsovle(A,b)
x = linsovle(A,b)
x : linsolve_by_lu(A,b);
Code:
x = linsolve(A,b)
Code:
x : linsolve_by_lu(A,b);

Lösung von homogenen Gleichungssystemen

Ein Gleichungssystem heißt homogen, wenn b = 0 also

Ein homogenes Gleichungssystem hat nur dann nichttriviale (= von Null verschiedene) Lösungen, wenn Spalten und Zeilen der Systemmatrix A linear abhängig sind. Das prüft man über die Determinante.

Damit ist die Lösung nicht eindeutig bestimmt - es gibt in den Lösungen immer mindestens eine Konstante, die frei gewählt werden kann.

Inverse Matrix

Die inverse einer Matrix A-1 erfüllt

.

Für Anwendungen der Mechanik brauchen wir sie nicht.

Insbesondere ist


im numerischen Kontext verboten. Denn Matrizen zu invertieren ist

  • teuer und
  • ungenau.