Sources/Lexikon/Reibkennlinie: Unterschied zwischen den Versionen
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Und so funktionierts:Steigert man die Kraft ''F'' auf den Körper, so "kriecht" der Körper - seine Geschwindigkeit ''v'' bleibt sehr klein. Wählt man also die Schaltstellen v<sub>0</sub> = +/- ε passend klein, dann sieht es so aus, als würde der Körper "haften". Überschreitet ''F'' die maximale Haftkraft, also F > ''μ''<sub>0</sub>''∙N'', dann fällt ''μ(v)'' auf den Reib-Beiwert ab, der Körper wird beschleunigt. | Und so funktionierts:Steigert man die Kraft ''F'' auf den Körper, so "kriecht" der Körper - seine Geschwindigkeit ''v'' bleibt sehr klein. Wählt man also die Schaltstellen v<sub>0</sub> = +/- ε passend klein, dann sieht es so aus, als würde der Körper "haften". Überschreitet ''F'' die maximale Haftkraft, also F > ''μ''<sub>0</sub>''∙N'', dann fällt ''μ(v)'' auf den Reib-Beiwert ab, der Körper wird beschleunigt. | ||
Das Problem: diese Kennlinie ist nicht stetig differenzierbar - Löser, die das zur Schrittweiten-Steuerung voraussetzen "fressen" sich an den Schaltstellen fest. | Das Problem: diese Kennlinie ist nicht stetig differenzierbar - Löser, die das zur Schrittweiten-Steuerung voraussetzen "fressen" sich an den Schaltstellen fest. | ||
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== Verbesserter Ansatz: stückweise mit einem Polynom 5ten Grades == | == Verbesserter Ansatz: stückweise mit einem Polynom 5ten Grades == | ||
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Besser geht das mit einer stetig fallenden Kennlinie: | Besser geht das mit einer stetig fallenden Kennlinie: | ||
== Stetig fallende Reibkennlinie == | == Verbesserter Ansatz: Stetig fallende Reibkennlinie == | ||
Die gesuchte stetig differenzierbare Kennlinie ''μ(ν)'' mit stetig abnehmendem Reibkoeffizienten setzen wir aus sin- und e-Funktion zusammen. | Die gesuchte stetig differenzierbare Kennlinie ''μ(ν)'' mit stetig abnehmendem Reibkoeffizienten setzen wir aus sin- und e-Funktion zusammen. | ||
Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit). Die Sinus-Funktion verwenden wir für den Mittelteil (Haften) und die Exponential-Funktionen für die Gebiete, in denen die Körper aufeinander reiben.:[[Datei:Kw25-03.png|mini|Reibkennline mit stetig fallender Charakteristik - aus Aufgabe [[Gelöste Aufgaben/Kw25|Kw25]]]]Im Mittelteil (blau) setzen wir für die Sinus-Funktion an | Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit). Die Sinus-Funktion verwenden wir für den Mittelteil (Haften) und die Exponential-Funktionen für die Gebiete, in denen die Körper aufeinander reiben.:[[Datei:Kw25-03.png|mini|Reibkennline mit stetig fallender Charakteristik - aus Aufgabe [[Gelöste Aufgaben/Kw25|Kw25]]]]Im Mittelteil (blau) setzen wir für die Sinus-Funktion an | ||
<math>\displaystyle \mu = \left\{ \begin{array}{lllll}\ldots&\text{für}&\nu&<-b\\\sin(\pi\;b\;\nu)&\text{für}-b<&\nu&<+b\\\ldots&\text{für}+b<&\nu&\end{array}\right. </math> | ::<math>\displaystyle \mu = \left\{ \begin{array}{lllll}\ldots&\text{für}&\nu&<-b\\\sin(\pi\;b\;\nu)&\text{für}-b<&\nu&<+b\\\ldots&\text{für}+b<&\nu&\end{array}\right. </math> | ||
mit | mit | ||
<math>\displaystyle \nu = \frac{v_r}{v_0}</math>. | ::<math>\displaystyle \nu = \frac{v_r}{v_0}</math>. | ||
Dieses Mittelteil stückeln wir stetig differenzierbar jeweils an eine Exponentialfunktion mit den Parametern ''E'' und ''κ'' an, hier | Dieses Mittelteil stückeln wir stetig differenzierbar jeweils an eine Exponentialfunktion mit den Parametern ''E'' und ''κ'' an, hier | ||
<math>E\cdot e^{\displaystyle \kappa\cdot (b+\nu)} -a</math> | ::<math>E\cdot e^{\displaystyle \kappa\cdot (b+\nu)} -a</math> | ||
mit | mit | ||
<math>\displaystyle E=a-\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) ,\kappa=-\frac{\pi \cdot b\cdot \mathrm{cos}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) }{\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}</math>. | ::<math>\displaystyle E=a-\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) ,\kappa=-\frac{\pi \cdot b\cdot \mathrm{cos}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) }{\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}</math>. | ||
Damit ist | Damit ist | ||
<math>\displaystyle \mu = \left\{ \begin{array}{lllll}\left( a-\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \right) \cdot {{e}^{\displaystyle -\frac{\pi \cdot b\cdot \mathrm{cos}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \cdot \left( b+\nu\right) }{\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}}}-a&\text{für}&\nu&<-b\\\sin(\pi\;b\;\nu)&\text{für}-b<&\nu&<+b\\a-\left( a-\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \right) \cdot {{e}^{\displaystyle -\frac{\pi \cdot b\cdot \cos\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \cdot \left( b-\nu\right) }{\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}}}&\text{für}+b<&\nu&\end{array}\right. </math> | ::<math>\displaystyle \mu = \left\{ \begin{array}{lllll}\left( a-\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \right) \cdot {{e}^{\displaystyle -\frac{\pi \cdot b\cdot \mathrm{cos}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \cdot \left( b+\nu\right) }{\mathrm{sin}\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}}}-a&\text{für}&\nu&<-b\\\sin(\pi\;b\;\nu)&\text{für}-b<&\nu&<+b\\a-\left( a-\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \right) \cdot {{e}^{\displaystyle -\frac{\pi \cdot b\cdot \cos\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) \cdot \left( b-\nu\right) }{\sin\left( \pi \cdot {{b}^{2}}\right) -a}}}&\text{für}+b<&\nu&\end{array}\right. </math> | ||
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Aktuelle Version vom 21. April 2021, 07:45 Uhr

Reiben oder haften Körper aneinander, so wird ihre geschwindigkeitsabhängige Kontaktkraft K(v) in der Tangentialebene oft durch den Reib- und Haftbeiwert μ bzw. μ0 beschreiben:
mit
Erster Ansatz mit Geradenstücken

Statt zwischen Haften und Reiben zu unterscheiden, kann man mit folgender Kennlinie arbeiten, die Schaltstellen für v0 = +/- ε hat.
Die stückweise definierte Funktion ist:
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
Und so funktionierts:Steigert man die Kraft F auf den Körper, so "kriecht" der Körper - seine Geschwindigkeit v bleibt sehr klein. Wählt man also die Schaltstellen v0 = +/- ε passend klein, dann sieht es so aus, als würde der Körper "haften". Überschreitet F die maximale Haftkraft, also F > μ0∙N, dann fällt μ(v) auf den Reib-Beiwert ab, der Körper wird beschleunigt.
Das Problem: diese Kennlinie ist nicht stetig differenzierbar - Löser, die das zur Schrittweiten-Steuerung voraussetzen "fressen" sich an den Schaltstellen fest.
Verbesserter Ansatz: stückweise mit einem Polynom 5ten Grades

Um eine stetig differenzierbare Reibkennlinie zu erhalten, setzten wir stückweise ein Polynom an. Es soll Punkt-symmetrisch sowie an den Übergangsstellen stetig und stetig differenzierbar sein!
Hier arbeiten wir mit der dimensionslosen Geschwindigkeit
und setzen für den mittleren Teil -v0 < v < v0 das Polynom
- .
an.
Dann ist - hier für μ0=1/2 und μ=1/4:
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
Die Gleichung für die Kennlinie können wir nicht analytisch explizit angeben - Sie können die Kennlinie also nicht ohne Maxima in ein anderes Programm übertragen.
Abhilfe schafft dieser Ansatz:
Verbesserter Ansatz: stückweise mit Polynomen 2ten und 3ten Grades

Wir bleiben bei der stetig differenzierbaren Reibkennlinie, suchen nun aber nach einfacheren Polynomen, deren Koeffizienten wir auch explizit in μ0 und μ angeben können. Alles hat seinen Preis: wir brauchen nun zwei Polynome (I und II)für den ersten Teil!
Wir arbeiten weiter mit
und setzen für den mittleren Teil -v0 < v < v0 nun zwei Polynome
an.
Dann ist
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
Hier ist die tangentiale Kontaktkraft konstant, wenn der Körper eine relevante Relativgeschwindigkeit gegenüber seiner Unterlage hat. Diese Vorstellung passt oft nicht mit Messungenüberein - außerdem gibt es einen weiteren Nachteil: Die Kennlinie fällt nur in einem ganz kleinen Bereich und es wird schwer, damit im Modell eine Selbsterregung zu erzeugen.
Besser geht das mit einer stetig fallenden Kennlinie:
Verbesserter Ansatz: Stetig fallende Reibkennlinie
Die gesuchte stetig differenzierbare Kennlinie μ(ν) mit stetig abnehmendem Reibkoeffizienten setzen wir aus sin- und e-Funktion zusammen.
Sie muss punkt-symmetrisch sein (die Reibkraft ändert ihr Vorzeichen mit der Orientierung der Relativgeschwindigkeit). Die Sinus-Funktion verwenden wir für den Mittelteil (Haften) und die Exponential-Funktionen für die Gebiete, in denen die Körper aufeinander reiben.:

Im Mittelteil (blau) setzen wir für die Sinus-Funktion an
mit
- .
Dieses Mittelteil stückeln wir stetig differenzierbar jeweils an eine Exponentialfunktion mit den Parametern E und κ an, hier
mit
- .
Damit ist
die gesuchte Kennlinie.
Maxima Code
Zum Einbauen in Ihr Programm: der Quellcode zur Kennlinie.
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